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Schwalbe fliegt nach…12 in 12 in der NZZ

Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Bangkok. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
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12 in 12 – Städterating Bangkok

Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 6

“The Land of the Smiles”nennt man Thailand auch. Das kommt nicht von ungefähr. Auch in Bangkok sind die Thais meist freundlich und haben ein Lächeln übrig. Doch so richtig schlau wird man aus den Thais nicht, geschweige denn versteht man sie wirklich in weniger als einem Monat. Man bleibt Beobachter und gewinnt das Gefühl, dass hier vieles nur oberflächlich ist und dass die Regel “aus den Augen, aus dem Sinn” gilt.

Kulturelles Angebot: 4

Wenn man Shopping nicht als kulturelle Aktivität zählt, dann hinkt Bangkok deutlich hinter anderen Metropolen hinterher. Theater, Kunst, Musik und auch Sportveranstaltungen  sind hier “far and inbetween”.

Food: 7

Food ist sicherlich das grosse Plus dieser Stadt. Gutes Essen ist hier überall gegenwärtig, sei es Street Food oder Fine Dining. Thai Food ist so viel mehr als nur Curry und Pad Thai. Auch wer auf internationale Küche steht, der kommt hier auf seine Kosten.

Preisniveau: 10

Manchmal fragt man sich, wie eine Stadt dieses Kalibers nur so billig sein kann. Ein Mittagessen für einen Euro, ins Kino für 3 Euro, ein ganzes Outfit für 10 Euro. Es gibt wohl keine Stadt auf diesem Planeten, in der man so günstig leben kann.

Öffentlicher Verkehr: 4

Dank dem Skytrain ist die Fortbewegung in Bangkok so viel besser und einfacher geworden. Auch die Taxis sind nicht mehr ganz so nervig und immer mehr Fahrer sind bereit, auch den Taxi-Zähler anzustellen. Doch insgesamt könnte die Infrastruktur besser sein. Fahrradfahren ist schlicht unmöglich, Uber steckt noch in den Kinderschuhen und wenn ein Ziel nicht am Skytrain oder der Metro liegt, wird es umständlich. Zudem ist der Verkehr haarsträubend.

Wetter/Klima: 6

In Bangkok ist es so gut wie immer warm; für viele viel zu warm. Im Februar ist das Klima so gut wie sonst nie. Deshalb war es recht angenehm. Doch spätestens ab April ist es oft unerträglich heiss und schwül. Doch insgesamt ist das schon viel besser als die bitterkalten Winter in Moskau.

Sicherheit: 8

Die wohl grösste Überraschung war, wie sicher Bangkok ist. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Thais sind extrem friedfertig. Es kann durchaus sein, dass jemand auf dem Markt mal seine Stimme erhebt und etwas frech wird. Doch damit hat es sich dann auch.

Fun/Fell-Good-Factor 7:

Es macht Spass in Bangkok einfach mal durch ein Quartier zu laufen. Irgendwas passiert immer. Ein Augenschmaus. Langweilig wird es einem hier nicht so schnell. Zudem ist fast alles machbar – man muss nur wissen wie und wo.

Coolness/Kreativität; 5

Thailand ist das Land der Copycats. Hier wird alles kopiert, ob aus Europa, Japan oder den USA. Das gilt für Produkte, Gastrokonzepte und Freizeitaktivitäten. Das ist zwar spassig, aber nicht unbedingt kreativ.

Gesamtresultat für Bangkok: 57 Punkte

Bangkok liegt damit punktgleich mit Rom auf dem letzten Platz. Das heisst nicht, dass es uns in Bangkok nicht gefallen hat. Im Gegenteil. Die Stadt, die wir als allerletzte auf unsere Liste aufgenommen haben, ist eine Offenbarung. We’ll be back.

 

12 in 12 – Bangkok – Ein kleiner Reiseführer

Bangkok ist ein Paradies, wenn es um Street Food geht, An jeder Ecke gibt es kleine Stände, wo jemand für wenig Geld Köstlichkeiten anbietet. Wer lieber mal drinnen sitzt und auch mit dem Auge isst, für den gibt es in Bangkok ebenfalls unbegrenzte Möglichkeiten. Hier ein paar meiner Favoriten:

Green Chili (Prik Yuak)

Green Chili liegt versteckt am Ende des Weekend Markets gleich hinter dem Ausgang der Metro-Station. In Tontöpfchen wird hier das beste Curry der Stadt serviert. Nicht scharf, sondern süsslich erinnert es an ein Massaman-Curry. Dazu der spezielle braune Reis, aber nur, so lange der Vorrat reicht. Ein Traum.

Thip Samai

Thip Samai. Hier gibt es das beste Pad Thai der Stadt. Das Geheimnis: Eine dünne Eischicht um die Nudeln. Eine Augenweide, den Jungs dabei zuzuschauen, wie sie die Hülle um das Gericht zaubern. Hier müsst ihr mindestens eine halbe Stunde warten – doch es lohnt sich.

Soei Restaurant

Soei Restaurant kocht die kreativste (und vielleicht auch schärfste) Küche der Stadt. Ein ehemaliger Rugby-Spieler zaubert hier Sachen auf den Tisch, die ihr nie mehr vergessen werdet. Das Curry mit Soft Shell Crabs und die Muscheln mit Wasabi. Wow! Achtung, das Restaurant hat eine neue Adresse.  Der Link führt Euch übrigens zu meinem Lieblingsfoodblog: eatingthaifood.

Sanguan Sri

Ob ihrs glaubt oder nicht – ein Grünes Curry ist in Bangkok nicht leicht zu finden. Bei uns wohl das bekannteste Thai-Gericht, ist es in Thailand eher ein Nebenschauplatz. Doch ich bin ein Fan und deshalb habe ich viel Aufwand betrieben, um dieses Restaurant zu finden. Sanguan Sri ist ein “Hole in the Wall” Restaurant mitten in der Stadt. Das Curry ist eine Wucht. Kommt rechtzeitig, sonst ist es ausverkauft.

After You Dessert Cafe

Für alle, die gerne mal was Süsses essen, kann ich das After You Cafe nur wärmstens empfehlen. Der Honey Shibuya Toast ist Perfektion.  Das Original liegt im coolen Stadtteil Ari direkt am Skytrain. Mittlerweile gibt es das After You jedoch in jeder Shopping Mall, die etwas auf sich hält. Thais lieben After You. Deshalb müsst ihr Euch auf etwas Wartezeit gefasst machen.

Terminal 21 Food Court

Wer nicht auf der Strasse essen, aber doch das Street Food Feeling haben will, der geht zur Mall Terminal 21. Der beste aller Food Courts mit den besten aller Preise. Hier isst man für einen Euro.

Issaya Siam

Zum Abschluss noch ein Restaurant, für jene, die dem Street Food nicht trauen und für Qualität auch gerne mal etwas mehr ausgeben. In einer wunderschönen alten Thai-Villa zaubert der wohl berühmteste Koch Bangkoks für seine Gäste. Bei Issaya Siam gibt es ohne Frage das beste Massaman-Curry aller Zeiten.

12 in 12 – Was wäre, wenn…

Habt ihr euch auch schon mal überlegt, was wäre, wenn ihr in einer anderen Stadt geboren wäret? Was wäre aus euch geworden, wo hätte es euch hingetrieben, wäret ihr glücklich oder unglücklich, überhaupt noch am Leben oder schon lange nicht mehr da?

Ich mache mir manchmal solche Gedanken; besonders wenn ich in fremden Städten bin und sehe, wie hart man dort kämpfen muss, um oben auf zu schwimmen. Was wäre, wenn ich in Chai Nat, einer Kleinstadt, rund 4 Stunden von Bangkok entfernt, sozusagen im Niemandsland, geboren und aufgewachsen wäre?

Hätte ich es dann auch nach Bangkok geschafft und würde heute für die Bangkok Times schreiben oder wäre ich auf den Reisfeldern Chai Nats geblieben und wenn ja, wäre das wirklich so schlimm? Wäre ich auf den Reisfeldern oder beim pflücken der Pomelo-Frucht weniger glücklich?

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass ich es aus Chai Nat raus geschafft hätte und wenn ja, wäre ich bestimmt vom Grossstadtdschungel  Bangkok geschluckt worden. So gern ich glauben würde, dass ich es geschafft hätte, wie Kamon im Thai-Boxing-Stadion die Fäden der Wettgemeinschaft zu ziehen, so realistisch muss ich zugeben, dass die Chancen dafür ungleich geringer sind, als für jemanden, der in der Nähe von Zürich geboren und aufgewachsen ist, zum Moderator des Auslandsjournals aufzusteigen.

Überlegt euch doch auch mal, was aus euch geworden wäre, wenn. Das muss gar nicht unbedingt eine grosse Metropole im Ausland sein. Manchmal reicht schon ein anderer Kanton oder ein anderes Bundesland und alles hätte sich sowas von anders entwickelt. Oder was wäre, wenn ihr einen wichtigen Entscheid im Leben anders getroffen hättet? Wenn ihr den Job nicht angenommen hättet, die Freundin nicht verlassen hättet, das Bein beim Skifahren nicht gebrochen oder den besten Freund trotz Streit doch angerufen hättet

Wenn schon kleine Veränderungen eine grosse Wirkung zeigen , dann würde die radikale Entwurzelung und die Verpflanzung in eine andere Stadt oder einen anderen Kontinent bestimmt alles völlig durcheinander bringen, oder doch nicht? Setzt man sich durch, egal wo oder eben nicht?

Wäre ich in Sydney tatsächlich Rettungsschwimmer von Bondi Beach geworden, in Buenos Aires Profifussballer, in Mexico City Starkoch, in Rom Barrista und in Moskau Theaterintendant oder würde ich in Sydney bei Coles die Regale füllen, in Buenos Aires Papier sammeln, in Mexico Orangensaft pressen, in Rom arbeitslos sein und in Moskau Stahl giessen?

Und ganz abgesehen von meinem Werdegang, hätte ich die gleichen Gedanken, Träume und Meinungen? Wäre ich liberal oder radikal, stolz oder unsicher, schüchtern oder draufgängerisch? Die berühmte “Nurture vs. Nature” Debatte.

Was wäre, wenn?

12 in 12 – Michelin auf der Strasse

Seit zehn Jahren baut Trang an diese Strassenecke ihren kleinen Wagen auf und zaubert Bananen-Pfannekuchen aus dem Hut bzw. aus ihrer portablen Kochplatte. Genau so muss ein Banana-Pancake schmecken. DerTeig ist aussen knusprig und innen noch ein wenig teigig, die Banane ist auf den Punkt  gereift, ein klein wenig Zucker und leicht gesüsste Kondensmilch sorgen für das gewisse Etwas.

Zehn Jahre bereitet Trang ein einziges Gericht zu. Jeder Handgriff sitzt. Das muss einfach gut sein. Sonst würden die Leute nicht Tag für Tag wiederkommen und umgerechnet weniger als 1 Euro dafür bezahlen.

Wer sich in Bangkok davor scheut, an den Strassenständen zu essen, der verpasst was. Alles ist ultrafrisch und köstlich. Ich habe hier an keinem einzigen Stand etwas ausprobiert und es danach bereut. Im Gegenteil. Ich wünschte, ich könnte sie alle testen. Alle an einmem Tag und wieder von vorne.

Ich bin ja ein im Prinzip grosser Freund des “Fine Dining“. Doch es gibt Küchen, bei denen sich Fine Dining  in ein Michelin-Restaurant einfach nicht lohnt. Thailand ist so ein Beispiel – Rom und Mexico City ebenfalls.

Die heimlichen Michelin-Stern-Köche in Bangkok sind die Street-Food-Anbieter. Gar keine Frage: Den Green Papaya Salat an der BTS-Station in Ari gleich unten an der Rolltreppe kann man nicht besser machen. Von mir kriegt der einen Michelin-Stern.

Gerichte wie Khao Soy (curried egg noodles), Hainanese-style chicken rice (khao mun gai), Khao gang (curry rice)  oder kanom pang sankaya (steamed bread with coconut custard dipping sauce) sind nur einige der Höhepunkte.  Von den meisten Gerichten, die ich probiert habe, weiss ich nicht einmal den Namen, geschweige denn was da genau drinnen war. Doch das macht gar nichts. Hauptsache es schmeckt.

Den Thais ist das Essen enorm wichtig. Wohl das Wichtigste überhaupt. Wichtiger als Religion und Shopping. Ob Strassenstand oder das neuste durchgestylte Food-Konzept. In Bangkok steht man auch gerne mal an, um den Gaumen zu verwöhnen.

Dazu fällt mir die schöne Geschichte ein, die uns ein Freund neulich erzählt hat. Seit einigen Wochen ging er in ein Buddhisten-Kloster, um dort etwas Ruhe zu finden. Er war von den Mönchen in ihren orangen Gewändern fasziniert.

Er hörte ihnen stundenlang zu und bewunderte ihre ruhigen Gespräche, ohne zu verstehen, worum es ging. Er nahm sich fest vor, besser Thailändisch zu lernen, nur um die Mönche zu verstehen und dann vielleicht erleuchtet zu werden.

Nach einigen Wochen war es dann so weit. Die ersten Gesprächsfetzen kamen bei ihm an.  “Die haben sich den ganzen Tag über Essen unterhalten – über Essen!”

Gross war seine Enttäuschung. Doch Mönche sind eben auch nur Menschen…

 

12 in 12 – Glück ist nur eine Frage der Zeit

Überall in Bangkok gibt es sie. Die Verkäufer mit ihrem kleinen Klapptisch, die Lose der staatlichen Lotterie verkaufen. 80 Bath oder umgerechnet  2 Euro kostet ein Los, was für einen Thailänder eine Menge Geld ist. Jeder dritte Thailänder kauft sich  so ein Los. Zweimal im Monat werden die Zahlen ausgelost; jeweils ein grosses Ereignis.

Die knapp 20-jährige Araya hat dieses Mal gleich drei Lose gekauft. Die Nummern habe sie von ihrem Goldfisch zugeflüstert bekommen, der sein Futter aus verschiedenen mit Zahlen gekennzeichneten Töpfen herausholt. Das ergibt die jeweilige Glücksnummer, erzählt sie stolz. Sie wolle reich werden, sagt sie und ist davon überzeugt, dass dieses Mal ihr grosser Tag ist. Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Die Auszahlquote der Thai-Lotterie beträgt gerade mal 60%, weltweit die tiefste für ein Glücksspiel. Zum Vergleich: beim Pferderennen werden in der Regel 81% ausbezahlt, beim Spiel mit den einarmigen Banditen 89% und beim Blackjack gar 98%.

Das hält Araya nicht davon ab, ihr Glück zu versuchen, immer und immer wieder. Schliesslich ist die Thai Lotterie die einzige legale Form des Glücksspiels in Thailand. Gewinner ist, wer eine der ausgelosten Dreierkombinationen hat. Dieses Mal sind das 066, 807, 426 und628.

Araya hat keine dieser Kombinationen und geht auch dieses Mal leer aus.” Na, macht nichts, vielleicht kann ich in der Untergrundlotterie noch was für meine Tickets kriegen” meint sie.

Neben der offiziellen Lotterie gibt es noch die Untergrundlotterie, eine halbwegs illegale Institution (was auch immer das heisst). Die Thailändische Regierung versucht seit Jahren, gegen die Untergrundlotterie vorzugehen. Die gegenwärtige Militärregierung hat das gar zu einer ihrer Top-Prioritäten gemacht. Bisher ohne Erfolg. In den verschiedenen Untergrundlotterien wird mehr Geld umgesetzt, als mit der staatlichen Version.

Wie Araya genau im Untergrund noch was für ihre Lose kriegen will, weiss ich nicht. Araya zieht von dannen. Traurig ist sie jedoch nicht. Sie weiss, dass es schon in zwei Wochen wieder die grosse Chance geben wird, reich zu werden. Dann will sie vier Lose kaufen. Ihr Goldfisch wird sie dieses Mal bestimmt nicht im Stich lassen.

 

12 in 12 – Der Vergänglichkeit auf der Spur

Es weht ein ganz leiser Wind. Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne brennt und die Luft feucht. Es ist still hier in Ayutthaya zwischen den grossen Türmen des Wat Phra Si, des königlichen Tempels auf dem Gelände des alten Königspalastes in Ayutthaya, nur eine kurze Zugfahrt von Bangkok entfernt. Wenig deutet noch darauf hin, dass hier vor 700 Jahren eines der mächtigsten Königreiche entstanden war, das die Welt je gesehen hat: Siam.

Von hier aus wurden Burma, Thailand und Teile Chinas kontrolliert. Hier lebten schon früh chinesische Kaufleute, wurden japanische Samurai-Söldner engagiert und bauten Niederländer, Briten, Perser, Inder, Portugiesen, Franzosen und Spanier ihre Handelsbeziehungen auf. Ayutthaya war eine richtige Weltstadt.

Doch heute ist hier niemand mehr. Wie wird das bei uns in zweihundert Jahren sein? Ist es denkbar, dass New York, London und Paris irgendwann nur noch Ruinen sind und die Musik woanders spielt. Schwer vorzustellen. Doch möglich ist alles.

Das abrupte Ende von Ayutthaya kam im 18. Jahrhundert. 1765 begannen die Birmanen einen  Grossangriff auf Siam. König Hsinbyushin sandte zwei Armeen aus, die das Reich Ayutthaya von Norden und von Süden in die Zange nehmen sollten. Im Februar 1766 schließlich tauchten die Birmanen vor Ayutthaya auf und begannen eine einjährige Belagerung.

Nach einem verheerenden Brand innerhalb der belagerten Stadt, der 10000 Häuser vernichtet haben soll, flohen viele. Am Abend des 7. April 1767 fiel Ayutthaya, ein Teil der Stadtmauer stürzte ein und die Birmanen stürmten die Stadt.

Tempel und Paläste wurden geplündert und in Brand gesetzt, Kunstschätze und Büchereien, ebenso wie die Archive mit historischen Aufzeichnungen wurden vernichtet. Alle Menschen, allen voran Künstler und Handwerker, wurden von den Siegern zusammengetrieben und nach Birma gebracht, wo allerdings nur wenige ankamen. Schließlich war die große Stadt völlig menschenleer und das ist sie bis heute.

Die mehr als vierhundertjährige Geschichte Ayutthayas nahm damit ein Ende. Ayutthaya wurde seiner gesamten Führung beraubt: Der König war auf der Flucht ums Leben gekommen, der Thronfolger im Kampf gefallen. Das Land verfiel ins Chaos und die Lage der Bevölkerung war katastrophal. Thailand war seiner Seele beraubt.

Ayutthaya ist heute ein Weltkulturerbe der Unesco. Hier ist es genau so magisch wie in der Tempelanlage von  Angkor Wat mit dem grossen Unterschied, dass sich nach Ayutthaya kaum ein Tourist verliert. Wer hier mit dem Fahrrad durch die Gegend fährt, ist fast allein.

In Ayutthaya wird einem bewusst, wie klein und unbedeutend das eigene Leben ist, und das ist auch ganz OK so. Als ich klein war wollte ich immer mal ein Denkmal haben. Warum eigentlich? Warum treibt es viele Erdenbürger an, etwas auf diesem Planeten zu hinterlassen, um nicht vergessen zu werden? Aber dazu vielleicht ein anderes Mal…

 

12 in 12 – Es gibt nicht nur eine Religion

Es ist faszinierend, den Thailändern zuzuschauen, wie sie dem Gott Brahma am Erewan-Schrein in Mitten der chaotischen Stadt ihre Ehre erweisen. Hier bittet man um Geld, Liebe, beruflichen Erfolg aber auch Gesundheit und Erleuchtung. Blumenkränze, Weihrauch und kleine Elefantenfiguren überall. Hier war es auch, wo vor anderthalb Jahren bei einem Bombenanschlag 20 Menschen ums Leben kamen. Davon ist mittlerweile nur noch wenig zu spüren.

94% der Thailänder glauben an Buddah, genauer gesagt praktizieren sie den Theravada-Buddhismus,  die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus. Zwar wird der Buddhismus durchaus noch sichtbar gelebt,  gibt es überall Tempel von gross und prunkvoll bis hin zum kleinen Schrein vor der Haustür. Es gehört für viele auch zum Tagesritual, Blumen oder andere Gaben niederzulegen.

Doch in Bangkok gibt es noch eine andere mächtige Religion, die dem  Buddhismus kräftig Konkurrenz macht und die heisst Shopping. Der meist fotografierte Ort in ganz Thailand ist denn auch nicht etwa der Grand Palace Tempel, sondern die Shopping Mall Paragon.

In Bangkok gibt es so viele Shopping Malls wie nirgends anders auf diesem Planeten. Nicht mal Dubai, Hongkong und Singapur können da mithalten. Alllein an der Meile zwischen MBK und Central Embassy warten über 5000 Läden auf ihre Anbeter. Alles ist hochmodern und versucht so viel Spass auszustrahlen, wie nur möglich. Am Wochenende gibt es für die Bewohner von Bangkok, die etwas auf sich halten, denn auch nur ein Ziel: Ab in die Mall. Hier fühlt man sich wohl unter Gleichgesinnten. Das Gemeinschaftsgefühl dank Konsum wird in Bangkok gross geschrieben.

Dass Konsum für so viele Thailänder noch vor dem Buddhismus kommt, müssen auch die Buddhistischen Mönche neidlos anerkennen. Phra Paisan Visalo, einer der einflussreichsten Mönche des Landes, sorgte mit dem Zitat: “Konsum ist die neue Religion Thailands. Früher ging man am freien Tag in den Tempel, heute geht man in die Mall” vor einiger Zeit für Schlagzeilen. In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Mönche in Thailand halbiert. Die Generation iPhone hat andere Interessen.

12 in 12 – Der König ist Tod, lang lebe der König (kind of)

Der neue König Rana X aka König Vajiralongkorn

Wir sind im schönen alten Lido-Kino in Bangkok und haben es uns gerade gemütlich gemacht. Gleich beginnt der japanische Film “Tomorrow I Will Date with Yesterday’s You”, eine gute Vorbereitung auf unsere nächste Destination. Da springen plötzlich wie von der Tarantel gestochen alle Zuschauer auf und starren gebannt auf die Leinwand. Aus den Lautsprechern dröhnt die königliche Hymne und auf dem Screen erscheinen minutenlang Portraits des neuen Königs Vajiralongkorn alias Rama X. Auch wir kommen nicht darum herum, aufzustehen und dem König unseren Respekt zu erweisen. Man ist hier ja schliesslich nur Gast.

Der verstorbene König Bhumibol

Thailand hat schwierige Jahre hinter sich. Zwei Militärputschs, immer wieder neue Regierungen, Proteste en masse. Seit die Militärjunta die Fäden zeiht ist die Verfassung ausser Kraft. Die Rechte der Bürger wurden stark eingeschränkt. Die Lage warüber Jahre hinweg bereits angespannt und dann passierte das, wovor alle Angst hatten.

Im Herbst des vergangenen Jahres starb König Bhumibol, der 70  Jahre im Amt war und von den Thailändern als Halbgott verehrt wurde. Er war Vorbild und Ersatzvater für alle und hatte sich immer rührend um das Wohl seines Volkes gekümmert. “Als  Bhumibol starb, dachte ich, dass es jetzt vorbei ist mit meinem Thailand” erzählt uns ein Ladenbesitzer im Stadteil Ari.

Nach 30 Tagen Staatstrauer hatten viele mit neuen Protesten und gewaltsamen Auseinandersetzungen gerechnet. Dazu kam, dass der neue König Vajiralongkorn eine umstrittene Persönlichkeit ist. Vajiralongkorn gilt als Playboy und Partylöwe, war drei Mal verheiratet, hat lange Zeit in Deutschland gelebt und wird wohl nie die Anerkennung erreichen, die sein Vater genossen hatte. Wie durch ein Wunder geht das Leben in Thailand jedoch ganz normal weiter. Die Thais sind ein gelassenes Volk. “Life goes on” ist ihr Motto. Zwar gibt es an jeder Ecke noch Bilder und Schreine für den verstorbenen König und trägt die Mehrheit der Staats- und Büroansgestellten noch immer schwarze Kleidung. Doch Feindseeligkeit gegenüber der Militärjunta und dem 64 Jahre alten  neuen König ist keine zu spüren. Ein wenig mag dabei auch helfen, dass für Majestätsbeleidigung eine Gefängnisstrafe von 3 bis 15 Jahren ausgesprochen werden kann und das auch öfter mal angewendet wird.

Ach ja, die Nachfrage nach schwarzer Kleidung war zwischenzeitlich so hoch, dass die Regale in den Läden leergefegt waren. Das hatte zur Folge, dass die Preise für schwarze T-Shirts das mehrfache des normalen Niveaus erreichten. Die Regierung beschloss daraufhin, dass jeder, der schwarze Kleidung zu überhöhten Preisen verkauft, hart bestraft wird. Das hat gewirkt. Mittlerweile ist schwarze Kleidung wieder überall zu normalen Preisen erhältlich.

Trotz politischer Unruhen sind 2016 so viele Touristen nach Thailand gereist wie nie zuvor. Bangkok fühlt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit extrem sicher an. Wer also irgendwelche Bedenken hat, hier Ferien zu machen, der kann diese beruhigt ablegen.