Category Archives: Wirtschaft

12 in 12 – Mexiko und die Sache mit der Immigration

Das Bild des Mexikaners, der sich, koste es was es wolle, über die amerikanische Grenze schleppt, um dort sein Glück zu suchen, ist stets vor meinen Augen. Insgesamt sollen in den USA 6,3 Mio. Mexikaner illegal wohnen. Das sind über 60% der illegalen Einwanderer in die USA. Zwischen 2009 und 2014 sind übrigens mehr Mexikaner in ihr Land zurückgekehrt, als in die USA eingewandert sind. Der Mythos des Einwanderungsstroms aus Mexiko ist also nicht ganz richtig.

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Doch wie sieht die Sache mit der Einwanderung eigentlich in Mexiko aus? Als ich heute mit der U-Bahn von unserer Station Sevilla nach Banderas fuhr, fiel mir ein Plakat auf, das Verständnis für Immigranten fordert. Ein Kolumbianer, der seit 5 Jahren im Land ist und eine Amerikanerin, die schon seit 13 Jahren hier ist, machen auf sich und das, was sie für das Land hier leisten, aufmerksam. “Valoremos a las Personas Migrantes”, was soviel heisst wie “Wir schätzen unsere Migranten” steht auf dem Plakat. So ist’s recht.

Mexiko hat rund 4 Millionen Immigranten – drei Millionen davon sollen illegal im Land sein. Die meisten der Illegalen stammen aus Honduras, El Salvador und Nicaragua.

Mexiko greift recht hart durch , wenn es um illegale Immigration geht. Nicht zuletzt auf Druck der USA natürlich. In den sieben Monaten zwischen Oktober 2014 und April 2015 deportierte Mexiko fast 100’000 illegale Einwanderer. Das sind deutlich mehr als die USA im gleichen Zeitraum ausgeschafft hat.

Wie in so vielen grossen Metropolen wird hier in Mexico City Toleranz gross geschrieben. Initiativen wie die Plakataktion in der U-Bahn gibt es einige und offenen Rassismus sieht man in Mexico City wahrscheinlich seltener, als bei uns zu Hause in Europa. Ob jemand aus Kolumbien oder El Salvador kommt, spielt keine so grosse Rolle. Das ist ganz anders als in Spanien, wo der Hass gegenüber den Lateinamerikanern doch manchmal bedenkliche Ausmasse annimmt.

Doch keine Angst. Ganz rosarot ist meine Brille dann doch nicht. Natürlich gibt es hier immer noch eine Art Rassismus, die weniger mit Landesgrenzen, als mit der Hautfarbe zu tun hat. Noch immer ist es so, dass die Chancen, eine Karriere zu machen, hier deutlich besser sind, wenn deine Hautfarbe möglichst hell ist. Das Bild hat sich zwar verbessert. Doch wer in einem schicken Restaurant sitzt, der kann sicher sein, dass der Tischnachbar eher aussieht, als ob er aus Madrid, als aus einem Bauerndorf in Mexiko kommt. Doch das ist ein weltweites Phänomen. Eine Art Rassismus, die wohl nie ganz aussterben wird.

 

 

12 in 12 – Slim und Rodin mal 380

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Einige von Euch werden den Namen Carlos Slim kennen, andere nicht. Na dann will ich Euch kurz auf die Sprünge helfen. Herr Slim lebt in Mexico City und ist der reichste Mensch der Welt. Jahr für Jahr duelliert er sich mit Bill Gates um diesen Titel.  Sein Vermögen hat er dank der Privatisierung des mexikanischen Telekomgiganten Telmex gemacht. Zack – so einfach geht das.

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Wie Gates hat auch Slim eine Stiftung, die viel Gutes tut und die viel Geld in Kunst investiert. Als ich las, dass die Stiftung hier in Mexico City ein Museum gebaut hat, das eine der weltweit wichtigsten Kunstsammlungen beherbergt, dachte ich mir: Da muss ich hin. Das Museo Soumaya haut einen schon visuell um. Sechs Stockwerke voller Kunst. Insgesamt sollen es 66’000 Werke sein. Der Wert liegt bei weit über 1 Mrd. US-Dollar.  Alles gibt es hier: Van Gogh, Degas, Picasso, Miro, Dali und und und.

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Doch nichts, aber auch gar nichts kann einen auf den Besuch des obersten Stockwerks vorbereiten. Hier stehen in einem einzigen Raum fast wahllos zusammengewürfelt 380 Skulpturen des französischen Bildhauers Auguste Rodin. 380 SKULPTUREN VON AUGUSTE RODIN!!! Ich weiss nicht genau was das soll. Schön ist das irgendwie nicht mehr, sondern eher unheimlich. Man bewegt sich in einem Raum, aus dem jedes andere Museum schon stolz wäre, eine einzige der Skulpturen zu haben. Irgendwie Verschwendung. Man kann sich keinem einzelnen Werk widmen, sondern ist völlig verloren und überfordert. Tage später kann ich mich an keine einzige der Skulpturen mehr erinnern. Ob Carlos das gewollt hat?

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Na gut, es gibt zwei Sachen, die diesen Wahnsinn irgendwie rechtfertigen. Erstens hat Carlos Slim das Museum zu Ehren seiner Frau gebaut, die leider 1999 im Alter von nur 50 Jahren verstarb.  Das Museum trägt deshalb auch ihren Namen. Zweitens ist das Museum für alle umsonst, denn jeder soll sich ein Bild von den schönen Künsten machen können. Naja, ich sagte ja schon, irgendwie rechtfertigen. 380 Skulpturen von Rodin in einem Raum…

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12 in 12 – Japanische Invasion in Moskau

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Was hat ein japanischer Getränkeautomat in einer Unterführung in Moskau zu suchen? DyDo steht drauf und alle Getränke sind japanischer Herkunft mit japansicher Beschriftung. Verwirrend. Das ist keine Versehen. In jeder, aber wirklich jeder Unterführung und jeder Metrostation in Moskau stehen bis zu 20 Automaten. Wie bestellt und nicht abgeholt. Auf Hochglanz poliert, in Reih und Glied. Kein Schabernack oder eine Filmkulisse. Sie sind wirklich da. Einsam und allein. In bald vier Wochen Moskau habe ich noch keinen einzigen Russen gesehen, der dort etwas kauft. KEINEN EINZIGEN.

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Die Automaten stehen nicht erst seit gestern da. Die ersten wurden vor zwei Jahren aufgestellt. Der riesige japanische Getränkekonzern DyDo hat mit der Stadt Moskau einen Vertrag abgeschlossen, der ihm erlaubt, 90’000!!! Automaten aufzustellen. Wie viele es bisher sind, ist schwer zu sagen. Doch es dürften mehrere Tausend sein. DyDo ist optimistisch und nach eigener Aussage davon überzeugt, dass Moskau mit seinen 12 Mio. Einwohnern 200’000 dieser Automaten absorbieren kann. Sehr schräg. Soda mit Pfirsichgeschmack, Ingwergetränke und andere japanische Köstlichkeiten sind im Angebot. Passt das zu den Russen?

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DyDo gibt zu Protokoll, der russische Kunde würde die japanische Qualität schätzen und sei gerne bereit, etwas mehr für ein Qualitätsprodukt zu bezahlen. Aha. Das sieht verdammt nach Fokus-Gruppen, Brainstorming in den Managementetagen Tokios und ausgiebigem Market Research aus….Wer sich das nur ausgedacht hat. Doch Moment. Da geht tatsächlich ein etwa 20-jähriger Russe auf den Automaten zu. Genau das Zielpublikum, das sich die Marketingurus wünschen. Er bleibt vor dem Automaten stehen, schaut sich alles genau an und…greift in den Münzauswurf, um zu sehen, ob da Kleingeld liegen geblieben ist. Nichts drin. Na wie könnte da auch was drin sein. Niemand benutzt die Automaten.

12 in 12 – Russische Politik für Dummies

Spoiler Alert: Putins Partei United Russia wird die Wahl am Sonntag gewinnen
Spoiler Alert: Putins Partei United Russia wird die Wahl am Sonntag gewinnen

Am Sonntag sind Parlamentswahlen in Russland. Die ersten seit 2011. 14 Parteien treten an, um sich die 450 Sitze der Duma, wie das Parlament in Russland heisst, untereinander aufzuteilen. Wer erwartet, dass das ein Riesenspektakel ist, der täuscht sich. Kein fleissiges verteilen von Flugblättern, keine Wahlveranstaltungen mit Kampfreden, keine mit Plakaten zugepflasterten Wände. Demokratie in Russland funktioniert eben anders.

Hier und da mal ein kleiner Stand, etwa zwei auf zwei Meter gross, mit einem einzigen Wahlhelfer. Keiner hält an und der Helfer strengt auch nicht gross an, mit den potenziellen Wählern ins Gespräch zu kommen. Weder in den Kneipen von Arbat noch in den Kaffees des Stadtteils Basmanny sind die Wahlen ein Thema. Schulanfang, die Erlebnisse aus den Sommerferien und der vor der Tür stehende Winter sind da viel wichtiger.  Doch warum? Genügend Parteien gibt es ja.

Ein Blick auf die politische Landschaft bringt Licht ins Dunkel. Die Partei von Putin und Medvedev, Einiges Russland, hat bei den letzten Wahlen 49,4% der Stimmen geholt, Gerechtes Russland 13,2% und die Liberal-Demokratische Partei Russlands (LDPR) 11,7%. Die LDPR gilt zwar als Opposition, doch die Tiraden gegen die Regierung sind zahnlos. Bei wichtigen Abstimmungen stützt die Partei jeweils den Kurs des Kremls. Bleibt die Kommunistische Partei Russlands, die 2011 immerhin 19% der Stimmen holte. Doch in Umfragen werden ihr für Sonntag nur 13% prognostiziert. Eine neue Kraft gibt es keine.

Es ist also recht egal, für wen man sein Kreuz macht. Im Endeffekt wird Putin, der sich als Präsident offiziell nicht in den Wahlkampf einmischen darf,  gestärkt aus den Wahlen hervorgehen. Seine Beliebtheitsrate ist ohnehin schon so hoch wie nie. Ach ja – es gibt übrigens noch andere Organisationen in Russland, die gerne an den Wahlen teilgenommen hätten. Elf oppositionelle Parteien wurden mit mehr oder weniger guten Gründen gar nicht erst zugelassen.

12 in 12 – Moskau ist…

Moskau ist…
Plattenbauten über Plattenbauten, Statuen von Lenin und Stalin, Einheitsbrei und Uniformität, Supermärkte mit leeren Regalen, Borscht und Vodka, Soldaten und Überwachung, Rückständigkeit und Fehlinformation.

Alles falsch. Sowas von falsch.

Moskau das ist ein Haufen reicher Schnösel, sogenannte Oligarchen, die hier die Sau rauslassen, Frauen wie Dreck behandeln, nur Kaviar essen und Champagner schlürfen und keinen Respekt für niemanden und gar nichts haben.

Alles falsch (naja,kommt hier und da schon vor, doch insgesamt ist das sowas von falsch).

Moskau ist eine der vibrierendsten und modernsten Städte, die ich kenne. Moskau ist so, wie ich mir das Paris der dreissiger Jahre vorstelle mit seinen Künstlern und Bonvivants, mit atemberaubender Jugendstilarchitektur, mit breiten, grünen Alleen, die zum flanieren einladen.

Moskau ist aber auch hochmodern mit kreativen Gastrokonzepten an jeder Ecke, die London und New York das Wasser reichen können, mit einer Jugend, die genau weiss, was sie will und für die so viel mehr möglich ist, als wir es uns in den kühnsten Träumen vorstellen können. Moskau hat die Nase im Wind, ist kreativ, überraschend, spannend und liebenswert.  Moskau inspiriert.

Moskau ist sicher, die Leute freundlich und hilfsbereit. Moskau ist Musik an jeder Ecke, Tanz auf der Strasse und Aufbruchstimmung en masse. Kurz und gut: Moskau ist einfach nur schön.

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Get Rid of the Asphalt – Plastic Roads are the Future

volkerwessels-plastic-roadAsphalt covers more than 94 percent of the paved streets, but have we gone down the wrong road with our choice of building material? Dutch firm VolkerWessels thinks so and has unveiled plans for roads crafted from recycled plastic, claiming the approach would significantly cut construction and maintenance time, as well as extend their expected lifespan. And the best thing about it: They are made of recycled plastic bottles.
VolkerWessels’ PlasticRoad is only a concept at this stage, but the company is looking for partners to help develop a prototype to test things like how it performs in the wet. The Guardian reports that the Dutch city of Rotterdam is already entertaining the idea of carrying out a trial. Pretty interesting stuff.

Living Produce Aisle – Vancouver Takes it to the Next Level

livingGreen fxxxxx juices are all the rage. Local and from farm to table are expressions you hear more and more. One company in Vancouver takes it to the next level and produces not only the juices in house but grows all the ingrediences  there. They are called Living Produce Aisle. ,  This is what they say: Living Produce Aisle is a commitment to living fresh. We want to provide healthy and nutritious food to every household, as we think that it’s important to promote better lifestyles. We want to revitalize Yaletown and provide the neighbourhood with the Zero Mile Diet™, meaning that they’ll be able to harvest food only minutes from their own home.I5UKEDcGCfpcBH

Tweet for your Feet – Werbung einmal anders

shoe-vending-machineDiesen Sommer waren in New York und Los Angeles 36 Vending Machines aufgestellt, die den Kunden Flip Flops auswarfen. Der Kicker daran: Statt dass die Flip Flops von Old Navy wie im Laden 1 Dollar kosteten, kriegte man sie umsonst, wenn man am angebrachten Keyboard gleich mit einem Tweet für Old Navy  und die Flip Flops Werbung gemacht hatte. Wow, the Power of Social Media. Crazy.

Rivella – Die heilige Rezeptur jetzt mit Rhabarber und Pfirsich

F12_Rivella-CLIQ-PfirsichWer derzeit in der Schweiz herumirrt, der kommt nicht umher, Plakaten mit riesigen Pfirsichen und Rhabarber ausgesetzt zu sein. Das Schweizer Nationalgetränk Rivella wird neu erfunden und kommt nun mit Rhabarber und Pfirsichgeschmack daher. Nach Rivella grün und gelb, die mit mässigem Erfolg lanciert wurden, um rot und blau zu ergänzen, kommt nun also die Fruchtwelle für das Milchserumgetränk. Die ganze Sause wird unter der Produktlinie Clip lanciert und lässt aufhorchen. TrendEngel findet das richtig mutig und überlässt das Urteil Euch. Remember the New Cola? Nicht? Bin gespannt, ob man das in fünf Jahren auch über Pfirsich un Rhabarber sagt. Hier der kurze und spritzige Werbeclip:

Flappy Bird – Die Geschichte einer App

flappyDas Spiel kommt aus Vietnam und gibt es schon eine ganze Weile. Doch jetzt ist die ganze Welt verrückt nach Flappy Bird. Die Nummer 1 der App Charts macht nicht nur süchtig, sondern nervt auch ungemein.. Das Ziel, den kleinen Vogel durch die Rohre fliegen zu lassen ohne dass er aneckt ist enorm schwer zu erreichen und macht einen ganz wahnsinnig. Dass das nicht nur TrendEngel so geht zeigt die Abwandlung Squishy Bird, bei der man den Vogel ganz einfach platt machen kann.squishy-bird 

Über 50 Mio. Flappy-Bird-Anhänger gibt es schon und täglich wirft das dank Bannerwerbung schon mal 50000$ ab. So einfach und doch genial. Doch jetzt ist plötzlich alles anders. Der junge Programmierer aus Vietnam hat die Nase voll und am Wochenende das Spiel kurzerhand aus dem App Store entfernt. Er wolle wieder ein normales Leben lässt er verlauten. So schnell gehts. Doch nicht verzagen. Es gibt bereits Ersatz. Iron Pants heisst er und soll noch viel schwieriger sein.iron