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12 in 12 – So trinkt man einen Caffè

caffe-2Wie trinkt man einen Caffè? Eine dumme Frage? Vielleicht. Ich will hier auch niemanden belehren. Richtig oder falsch gibt es nicht. Doch hier meine Methode, die ich mir in Rom angeeignet habe:

Zuallererst die Basics. Ein Caffè ist in Italien immer ein Espresso – in meinen Augen die einzig akzeptable Art, Kaffee zu trinken. Wer also in Italien in eine Bar geht und einen Caffè bestellt, kriegt einen Caffè, nicht einen Latte, nicht einen Americano, nicht eine Schale oder einen was auch immer: einen Caffè.

Die wichtigste Regel gleich vorweg: Von dem Moment an, wo man den Caffè kriegt, hat man 10 bis maximal 20 Sekunden Zeit, bevor der Caffè stirbt.

Stirbt? Ja, genau. Stirbt, tot, aus und vorbei. Danach kann man ihn gleich weggiessen.
Und ja, genau deshalb trinken die Italiener ihren Caffè immer an der Bar. Sie wollen ihn nicht sterben sehen.

Warum die 20- (oder für manche auch  10) Sekundenregel? Also: Der Espresso und damit die schwarze Flüssigkeit, ist das Herz des Caffè, die Crema (nennen wir sie mal salopp Schaum) die Seele. Die Crema ist der bittere Teil des Caffè. Sie “schwimmt” obenauf  und an ihr beissen sich Barristas (und Jura-Kaffeemaschinen) oft die Zähne aus. Nach spätestens 20 Sekunden löst sich die Crema mehr oder weniger auf und verschwindet aus dem Caffè. Die Seele steigt in den Himmel, der Geschmack auch und der Kaffee ist tot.

Also, wenn man die Tasse kriegt, dann mit dem Löffel kurz umrühren, um Luft in die Flüssigkeit zu rühren, Herz und Seele etwas zu vermischen, wodurch sich das Aroma erst so richtig entfaltet. Dann mit zwei oder maximal drei kleinen Schlucken den Caffè trinken.

Der Caffè wird mit ca. 80 Grad oder etwas drüber gebrüht. Die Tasse ist vorgewärmt. Dennoch kühlt sich der Caffè gleich etwas ab. Der Metalllöffel hilft da auch nicht.  Die Temperatur bleibt für 20 Sekunden auf rund 65 Grad. Das ist perfekt.

Ein Glas Wasser zum Caffè ist nicht Pflicht, aber ratsam. So neutralisiert man die Geschmacksnerven, um den Kaffee richtig geniessen zu können.
So einfach ist das.

Bester Caffè in Rom? Roscioli. Der Kaffee dort ist von Gianni Frasi di Giamaica Caffè aus Venedig. Kostenpunkt: 1 Euro. Der Italiener sagt übrigens: Sobald Du mehr als einen Euro für einen Caffê bezahlst, wurdest Du über den Tisch gezogen.