12 in 12 – Alles ist möglich in Berlin – alles

Lakritzdealer nennt sich der Laden an der Muskauer Strasse in Kreuzberg. Er verkauft ausschliesslich Lakritz. Vor einem Jahr hat Begga Beyersmann ihren Laden eröffnet und kann davon gut leben, wie es scheint, obschon nur wenige hundert Meter weiter, an der Graefestrasse, ein weiteres Lakritzgeschäft um Kunden buhlt.

In Berlin ist sowas noch möglich. Während in London oder New York die Zeit der Jungunternehmer, die einfach mal was wagen und mit ein paar tausend Euro Erspartem ein Geschäft eröffnen, schon lange vorbei ist, herrscht in der Spree-Stadt noch Aufbruchstimmung, In Berlin ist noch alles möglich – alles.

Zwar sind die Ladenmieten auch in Berlin in den letzten Jahren kräftig gestiegen und an Toplagen zahlt man bald so viel wie in anderen Metropolen. Doch es gibt immer noch immer genügend Orte, wo man für 10 Euro pro Quadratmeter und Monat einen tollen Laden mieten kann. Sogar an hervorragenden Lagen wie der Prenzlauer Allee kostet der Quadratmeter nicht mehr als 20 Euro.

Deshalb spriessen in Berlin so viele neue und unabhängige Geschäfte aus dem Boden, wie in keiner anderen Stadt. Die Mietkosten sind tief, die Personalkosten ebenfalls. Hier kann man auch mit kleinem Sparschwein und ohne Venture Capital Unternehmer werden.

Berlin ist das Startup-Center Europas. Wer eine Idee hat, der kann die hier umsetzen. Kathrin und Dominic beispielsweise, die vor einigen Jahren die Idee einer Fairwindel hatten und 2016 dann in Berlin den Launch ihres Ökoprodukts hatten, schweben von Erfolg zu Erfolg. Das ging mit wenig Geld und dank Grass Roots made in Berlin.

Auch die Jungs von Neue Heimat, einem Event-Organizer, der sich mit Street Food Veranstaltungen gross gemacht hat, sind dank den tiefen Eintrittsbarrieren in Berlin zur Erfolgsgeschichte geworden. So einfach gehts in der Deutschen Hauptstadt.

Natürlich wird nicht jedes Unternehmen ein Rocket Internet und geht dann an die Börse. Doch das will ja auch nicht unbedingt jeder. Für viele in Berlin ist die Eröffnung eines Ladens, eines Restaurants oder die Gründung eines Unternehmens Mittel zum Zweck, genügend Geld zu verdienen, um gut über die Runden zu kommen – und dazu gibt es wohl keine bessere Stadt als Berlin.

Der Club Internet Explorer im Osten von Neukölln beispielweise. Irgendwo im Niemandsland im obersten Stockwerk eines Lagerhauses finden Konzerte statt. Das Bier kostet 1.50 Euro, der Eintritt ist freiwillig (zwischen 6 und 8 Euro wird vorgeschlagen) und die Bands sind Spitzenklasse. Geld verdient damit niemand so richtig. Doch egal – Hauptsache es macht Spass.

Ähnliches gilt für den Topdeck Market auf dem Dach eines Parkhauses hinter dem Kottbusser Tor. Am Sonntag wird das Parkdeck zum Sonnendeck umfunktioniert, ein paar Stände verkaufen Vintage, andere was zu Essen und das Wassereis kostet gerade mal 20 Cent. Um sowas auf die Beine zu stellen, reichen ein paar Hundert Euro, Klebeband und Spraydosen, um den Weg zu kennzeichnen. Dazu kommt noch  eine Prisel Kreativität und Unternehmensgeist. Only in Berlin….

Wenn es um die Umsetzung der ganz grossen Ideen geht, dann steht Berlin mit London, Paris und Stockholm in Konkurrenz. Doch wenn es um die Erfüllung des kleinen Traums geht, dann ist keine Stadt wie Berlin. Vom Tellerwäscher zum Unternehmer wird hier tagtäglich gelebt und das ist inspirierend.

 

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