12 in 12 – Scientology macht mich traurig

Wer wie ich denkt, dass Scientology angesichts all der negativen Presse und üblen Skandale bald am Ende ist, der hat sich kräftig getäuscht. In Los Angeles, dem Zentrum, um nicht zu sagen Brutstätte, dieser “Religion”, hängt das Schild der Church of Scientology bei jedem Besuch an noch mehr Häusern. Mittlerweile dürften es über 50 teils riesige Gebäude sein, in denen die Kirche ihren Jüngern predigt. Sie bringt ihnen bei, wie sie ihr volles Potential ausschöpfen, in dem sie die Fähigkeiten der Seele (Thetan), die die Menschheit vor Millionen von Jahren verloren haben soll, wieder zum Funktionieren bringt.

Dass schlechte Presse und Skandale nicht zum Scheitern einer Bewegung führen muss, wissen wir nicht erst seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.  Doch dass eine von einem zweitklassigen Science-Fiction-Schriftsteller namens Ron L. Hubbard 1954 erfundene Religion für Viele eine so anziehende Wirkung hat, ist schon erstaunlich. Der Hauptsitz der Kirche befindet sich direkt am Sunset Boulevard in einem blauen Art-Deco-Prunkbau. Der Parkplatz ist immer voll und was da drinnen genau vor sich geht ist mir schleierhaft. Irgendwelche Seminare, wo die Anhänger durch sogenanntes Auditing neue Stufen des Bewusstseins erreichen, dürften die Hauptaktivität sein.

Besonders sagenumwoben ist das Scientology Celebrity Center, ein schlossähnliches Gebäude, in dem Leute, die in der Lage sind, die Welt zu verändern (vor allem Schauspieler und Sportler), von Scientology betreut werden. Ich parke oft in der Nähe des Celebrity Centers, da gleich gegenüber einer meiner liebsten Comedy Clubs liegt. Dabei kommt mir die Szenerie um das Celebrity Center immer wie eine Mischung aus The Shining und Eyes Wide Shut vor.

OK, ich habe überhaupt nicht die Kapazität, hier irgendwelche Skandale aufzudecken oder fundierte Kritik an Scientology zu üben. Doch ein Anblick hat mich gestern so richtig traurig und wütend gemacht. Nur wenige Meter vom Hauptsitz der Kirche entfernt, auf einer riesigen gemieteten Plakatwand steht folgendes: “to my loved one in scientology: Call me.” Bezahlt wurde dieser Aufruf von der Organisation: Stopscientologydisconnection.com.

Scientology fordert ihre Mitglieder dazu auf, zu ihrer gesamten Familie, die nicht an Scientology glaubt, jeglichen Kontakt abzubrechen und zwar für immer und ewig. Nur so kann das Bewusstsein gestärkt werden, wird den Jüngern eingebläut. Jede Religion, die sowas von einem Menschen verlangt, hat bei mir verspielt. Klar muss jeder selber wissen, wie er sein Leben lebt. Doch wer solche Regeln aufstellt, der macht sich lächerlich, vor allem wenn er verzweifelt versucht, immer wieder zu beweisen, dass es sich hier nicht um einen Kult, sondern um eine Ernst zu nehmende Religion handeln soll. Wieviele Scientology-Anhänger es wirklich gibt ist äusserst umstritten. Aus den eigenen Reihen wird immer wieder die Zahl von 10 Millionen genannt. Neutrale Schätzer gehen von lediglich 100’000 oder gar weniger aus.

 

 

4 thoughts on “12 in 12 – Scientology macht mich traurig”

  1. Ja, schon ne schräge Sache. Im Film The Master mit Philip Seymour Hoffman wird das Phänomen gut durchleuchtet. Was die Menschen nicht alles tun, um den Sinn des Lebens zu finden…

  2. Macht mich auch sehr traurig. Ich erinnere mich, mitten in der Karibik, bei über 40 Grad beobachteten wir (zunächst völlig ahnungslos) wie sich “Anwärter” in der Mittagssonne (!!) erstmal physisch “vorbereiten” mussten. Sie hatten nicht mal Sportklsmotten geschweige denn die entsprechende Fitness. Dieses sogenannte Kreuzfahrtschiff war ein echter Rattenfänger.

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