12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 6

Ihr hattet wohl gedacht, Inspektor Alfredo Conte sei nicht in der Lage, den verzwickten Fall des Mordes im Cinema Farnese zu lösen. Schliesslich habt ihr ja eine ganze Weile nichts mehr vom italienischen Colombo gehört. Doch weit gefehlt. Der Inspektor aus Rom hat in der Zwischenzeit Fortschritte gemacht. In den letzten zwei Kapiteln erfahrt ihr, wie und warum Giuliano Novelli in seinem Cinema Farnese erschossen wurde und wer der Mörder ist. War es Roberto Ginelli, der unsterblich n Mariella, die Frau des Kinobesitzers verliebt ist,  Mauro Piselli, der mit seinem Hotel in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, Stefano Totti, der im Cinema Farnese eine Trattoria eröffnen wollte oder etwa gar Mariella Ginelli, die mit dem Erlös der Lebensversicherung ein sorgloses Leben führen könnte?

Als kleine Erinnerung, was bisher geschah, hier die direkten Links zu den fünf Kapiteln, die bis jetzt erschienen sind:

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Cinema Farnese

Ein Fall für Alfredo Conte

Kapitel 6

Mauro Piselli steht höchstpersönlich an der Rezeption seines Hotels. Er ist gerade dabei, die welken Blumen von der Theke zu nehmen, als Conte von der Strasse her seinen Namen ruft. „Was kann ich für dich tun, Alfredo?“ entgegnet Piselli.  „Lass uns doch kurz nach hinten gehen, ich habe da noch eine Frage.“ Das kleine Büro hinter der Rezeption wurde gerade renoviert. Der Schreibtisch, ein schönes Art-Deco-Stück, war neu und der Raum roch nach frischer Farbe. Conte kommt gleich zur Sache. „Warum hat mir niemand erzählt, dass Totti geplant hatte, das Cinema Farnese in eine Trattoria umzuwandeln?“ Piselli antwortet gelassen: „Ich hatte nicht gedacht, dass das was zur Sache tut und wenn überhaupt hätte Totti ja wohl was sagen sollen und nicht ich“. „Natürlich tut das was zur Sache, vor allem weil Novelli vor wenigen Tagen beim Grundbuchamt sein Einverständnis zum Umbau des Kinos zurückgezogen hat“, schickt Conte hinterher. „Das ist ja interessant“ antwortet Piselli süffisant. Totti sei in den letzten Tagen in der Tat etwas von der Rolle gewesen. Doch dass das mit dem Cinema Farnese zu hatte, das habe er nicht gewusst.

Conte hatte genug gehört. Beim Rausgehen kommen ihm zwei Bauarbeiter entgegen. „Mensch, das Hotel Lunetti erstrahlt ja bald wieder im schönsten Glanz, mein lieber Piselli. Sehr schön.“ „Ja, das Hotel wird wieder auf Vordermann gebracht. Hinten werde ich noch eine kleine Bar kreieren und dann noch einen Wintergarten dazu bauen. Die Pläne hab ich schon beim Grundbuchamt deponiert. Das wird wunderschön“, ist Piselli ganz begeistert. „Na dann, viel Glück damit“, sagt Conte und zieht von dannen.

Conte wundert sich, woher Piselli plötzlich das Geld hatte, das Hotel Lunetti zu renovieren. Noch vor wenigen Wochen war er so gut wie am Ende und sah sich fast gezwungen, das Hotel an Totti zu verkaufen. Es war zudem offensichtlich, dass Piselli von Totti’s Plänen, das Cinema Farnese zu übernehmen und auch von der Kehrtwende Novellis, gewusst hatte. Kam die Nachricht, mal beim Grundbuchamt vorbeizuschauen, Piselli? Und wenn ja, was hatte er davon, Totti zu belasten? Immerhin ware es ja er, der Totti für den Abend der Tat ein Alibi gegeben. Die beiden sahen immer wie dicke Freunde aus.

Es war an der Zeit, bei Stefano Totti vorbeizuschauen, und ihn zur Rede zu stellen. Totti sitzt wie immer am Freitagabend im Hinterzimmer seiner Osteria Romana und zählt die Einnahmen. Sein Restaurant hatte einen weiteren erfolgreichen Abend hinter sich. Die Spaghetti Carbonara der Osteria waren über die Stadtgrenze hinaus bekannt. Der dick geschnittene, in viel Olivenöl knusprig angebratene Speck, war nirgends so gut wie in der Osteria. 17 Euro waren zwar ein stolzer Preis für das Gericht, doch die Spaghetti waren jeden Cent wert.

Conte klopft kurz und bestimmt an die angelehnte Tür und tritt umgehend ein. „Was willst Du denn?“ brummt Totti. Conte legt Totti das Schreiben aus dem Grundbuchamt vor die Nase. „Warum hast Du mir nicht erzählt, dass du deine neue Trattoria im Cinema Farnese eröffnen wolltest, und Novelli seine Einwilligung vor wenigen Tagen zurückgezogen hatte?“  Totti blickt von seinen Büchern auf und erwidert: „Hör zu, Alfredo. Ich muss dir gar nichts sagen. Das sind Geschäftsgeheimnisse und die gehen dich wirklich nichts an“ „Ach ja, wenn dir ein grosses Geschäft mit Novelli durch die Lappen geht und der dann einfach so mal umgebracht wird, das geht nicht gar nichts an?“ schnauzt Conte zurück.

Totti war mit seiner Geduld am Ende. „Hör zu, der Fall ist klar. Giuliano Ginelli hat Novelli umgebracht. Er war eifersüchtig wegen Mariella und hat ihn mit seiner Beretta erschossen. Oder hast Du die Beretta etwa bei Ginelli gefunden und festgestellt, dass daraus kein Schuss abgefeuert wurde? Nicht? Dachte ich es mir doch.“ Conte stand regungslos im Raum und liess sich nicht anmerken, dass er genau das gehört hatte, was er hören wollte. Er musste sofort zurück auf die Polizeiwache. Ein dringender Aufruf war fällig und dann musste er noch ein ernsthaftes Gespräch mit einem gewissen Herrn Piselli führen. Er hatte ihn zuvor unnötigerweise mit Samthandschuhen angefasst.

Drei Stunden später. Es ist nach Mitternacht. Inspektor Conte fährt mit Blaulicht vor der Wohnung von Totti vor. Er ist in Begleitung von drei bewaffneten Polizisten. Als Klopfen nichts nützt, tritt Conte die Tür ein. Von Totti keine Spur. Ein Klirren im Hinterhof. Aus dem Badezimmerfenster sieht der Inspektor noch einen Schatten entschwinden. Schnell hinterher. Mitten auf dem Campo de Fiori holt er Totti ein. Er wirft ihn auf das harte Kopfsteinpflaster, dreht ihn auf den Rücken und legt ihm Handschellen an. „Das Spiel ist aus, mein Lieber. Du stehst im Verdacht, Kinobesitzer Giuliano Novelli kaltblütig umgebracht zu haben. Du bist festgenommen.“

Das letzte Kapitel mit der Auflösung des Falls erscheint morgen.

 

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