Category Archives: Rom

12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 7

Hier ist es endlich. Das letzte Kapitel des Krimis Cinema Farnese:

Cinema Farnese

Ein Fall für Alfredo Conte

Kapitel 7

Inspektor Alfredo Conte hatte die Puzzleteile fein säuberlich zusammengesetzt. So sah es aus.

Stefano Totti hatte seit Jahren ein Auge auf das Cinema Farnese geworfen. Er hatte Novelli immer wieder bearbeitet, ihm das Kino doch für seine neue Trattoria „Stefano“ zu überlassen. Als er ihm dann vor wenigen Monaten anbot, gleichberechtigter Teilhaben zu werden, wurde Novelli schwach und sagte zunächst zu. Doch nach einigen Tagen hatte Novelli, für den das Kino sein ganzes Leben war, seine Meinung geändert. Er hatte im Vertrag, den Conte bei der Hausdurchsuchung von Novellis Büro gefunden hatte, die Klausel entdeckt, dass Totti nach einem Jahr die Option hatte, ihn für 250’000 Euro aus dem Vertrag zu kaufen. Wutentbrannt hatte Novelli beim Grundbuchamt seinen Antrag zurückgezogen. Totti hatte mehrere Male versucht, Novelli umzustimmen – ohne Erfolg.

Totti wusste, dass die Erben von Novelli kein Interesse am Kino hatten. Sie waren schon lange aus Rom nach Mailand gezogen und hatten keine Zeit, sich um das Cinema Farnese zu kümmern. Totti’s Plan war, das Kino nach dem Tod von Novelli kurzerhand zu kaufen. Conte hatte Novelli‘s Tochter Roberta angerufen und von ihr erfahren, dass sich vor einigen Tagen tatsächlich jemand erkundigt hatte, ob sie Pläne für das Kino habe. Das konnte nur Totti gewesen sein.

Auch wusste Totti, dass der Bäckermeister Roberto Ginelli unsterblich in Giulianos Ehefrau Mariella verliebt war. Als Giuliano am Abend vor der Tat in der Bar Peru in aller Öffentlichkeit die Drohung gegen den Kinobesitzer aussprach, kam Totti die glorreiche Idee. Er wusste von einigen feuchtfröhlichen Abenden mit Bruno und Piselli auf der Terrasse der kleinen Wohnung von Ginelli, dass dieser, versteckt in einer kleinen Box, eine Beretta besass. Während Ginelli am Abend vor dem Mord wie immer in der Backstube war, brach Totti in die Wohnung des Bäckers ein und packte sich die Waffe.

Totti hatte mit allen Mitteln versucht, Conte auf die falsche Fährte zu bringen und die Beretta immer wieder ins Spiel gebracht. Doch einmal zu viel. Mit seiner doch sehr bestimmten Vermutung, dass die Beretta von Ginelli verschwunden sei, hatte sich Totti nur noch verdächtiger gemacht.

Nachdem Totti bei Ginelli im Kino mit seinem Plan, eine Trattoria zu eröffnen, ein letztes Mal auf Granit gebissen hatte, erschoss er ihn kaltblütig. Danach ging er direkt zu seinem Freund Piselli. Totti wusste, dass ihm der Hotelbesitzer ein Alibi geben würde. Er nützte die verzweifelte Lage Pisellis mit dem kriselnden Hotel, das baufällig war und nur noch rote Zahlen schrieb, aus. Die Rechnung ging zunächst auf. Piselli gab zu Protokoll, dass die beiden zur Tatzeit den ganzen Abend mit einer Flasche Wein bei ihm auf der Terrasse gesessen seien. Im Gegenzug lieferte Totti Piselli eine halbe Million Euro ab, mit der er dann sein Hotel umbauen konnte.

Genau da lag der Schwachpunkt in Totti‘s Plan. In dem Moment, als er Piselli an Bord holte, gab er die Kontrolle aus der Hand. Piselli konnte Totti nicht ausstehen und das nicht erst, seit er seine finanzielle Notlage ausnutzen wollte, um sich da Hotel unter den Nagel zu reissen. Totti hatte Piselli immer wieder spüren lassen, dass er ein Versager war und ihm bei jeder Gelegenheit vorgehalten, welche Fehler er mit seinem Hotel gemacht hatte. Dazu kam, dass Piselli die Geduld fehlte, mit dem Umbau seines Hotels zu warten. Er gab Totti’s Geld gleich aus, statt still zu halten, bis Gras über die Sache gewachsen war.

Piselli war es denn auch, der Alfredo Conte die Nachricht mit dem Grundbuchamt zukommen liess und den Inspektor damit auf die richtige Fährte gebracht hatte. Dabei hatte der Hotelbesitzer wohl nicht damit gerechnet, dass Conte  im Grundbuchamt auch auf seine Pläne für den Umbau des Wintergartens stossen würde. Conte hatte Piselli durchschaut und ihm das bei seinem Besuch schonungslos offenbart. Womit Conte nicht gerechnet hatte war, dass Piselli  ihm bei dieser Gelegenheit gleich noch das letzte Puzzleteil zur Lösung des Falls präsentieren würde.

Totti hatte Piselli in der Nacht nach der Tat eine weitere Aufgabe übertragen: Er sollte die Beretta verschwinden lassen. Doch das hatte Piselli nie getan. Die Forensiker identifizierten die Beretta schnell als Tatwaffe und fanden, obschon Totti die Waffe gut abgewischt hatte, noch Fragmente seiner Fingerabdrücke. Das hatte auch die letzte Zweifel an der Schuld von Stefano Totti aus dem Weg geräumt.

Inspektor Conte hatte einen weiteren Fall gelöst. Ein Fall, der ihm sehr nahe ging. Als er am nächsten Mittag seine Pizza Rosso bei Roberto Ginelli holte, kam ihm Mariella Novelli entgegen. In einer Tasche trug sie eine frische Crostata. Seit 30 Jahren war sie nicht mehr im Forno bei Roberto gewesen.  Zu schmerzhaft wäre der Besuch für beide gewesen. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, drehte sich um, und warf Roberto einen scheuen Blick zu, ehe sie erhobenen Hauptes über dden Campo de Fiori stolzierte.

12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 6

Ihr hattet wohl gedacht, Inspektor Alfredo Conte sei nicht in der Lage, den verzwickten Fall des Mordes im Cinema Farnese zu lösen. Schliesslich habt ihr ja eine ganze Weile nichts mehr vom italienischen Colombo gehört. Doch weit gefehlt. Der Inspektor aus Rom hat in der Zwischenzeit Fortschritte gemacht. In den letzten zwei Kapiteln erfahrt ihr, wie und warum Giuliano Novelli in seinem Cinema Farnese erschossen wurde und wer der Mörder ist. War es Roberto Ginelli, der unsterblich n Mariella, die Frau des Kinobesitzers verliebt ist,  Mauro Piselli, der mit seinem Hotel in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, Stefano Totti, der im Cinema Farnese eine Trattoria eröffnen wollte oder etwa gar Mariella Ginelli, die mit dem Erlös der Lebensversicherung ein sorgloses Leben führen könnte?

Als kleine Erinnerung, was bisher geschah, hier die direkten Links zu den fünf Kapiteln, die bis jetzt erschienen sind:

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Cinema Farnese

Ein Fall für Alfredo Conte

Kapitel 6

Mauro Piselli steht höchstpersönlich an der Rezeption seines Hotels. Er ist gerade dabei, die welken Blumen von der Theke zu nehmen, als Conte von der Strasse her seinen Namen ruft. „Was kann ich für dich tun, Alfredo?“ entgegnet Piselli.  „Lass uns doch kurz nach hinten gehen, ich habe da noch eine Frage.“ Das kleine Büro hinter der Rezeption wurde gerade renoviert. Der Schreibtisch, ein schönes Art-Deco-Stück, war neu und der Raum roch nach frischer Farbe. Conte kommt gleich zur Sache. „Warum hat mir niemand erzählt, dass Totti geplant hatte, das Cinema Farnese in eine Trattoria umzuwandeln?“ Piselli antwortet gelassen: „Ich hatte nicht gedacht, dass das was zur Sache tut und wenn überhaupt hätte Totti ja wohl was sagen sollen und nicht ich“. „Natürlich tut das was zur Sache, vor allem weil Novelli vor wenigen Tagen beim Grundbuchamt sein Einverständnis zum Umbau des Kinos zurückgezogen hat“, schickt Conte hinterher. „Das ist ja interessant“ antwortet Piselli süffisant. Totti sei in den letzten Tagen in der Tat etwas von der Rolle gewesen. Doch dass das mit dem Cinema Farnese zu hatte, das habe er nicht gewusst.

Conte hatte genug gehört. Beim Rausgehen kommen ihm zwei Bauarbeiter entgegen. „Mensch, das Hotel Lunetti erstrahlt ja bald wieder im schönsten Glanz, mein lieber Piselli. Sehr schön.“ „Ja, das Hotel wird wieder auf Vordermann gebracht. Hinten werde ich noch eine kleine Bar kreieren und dann noch einen Wintergarten dazu bauen. Die Pläne hab ich schon beim Grundbuchamt deponiert. Das wird wunderschön“, ist Piselli ganz begeistert. „Na dann, viel Glück damit“, sagt Conte und zieht von dannen.

Conte wundert sich, woher Piselli plötzlich das Geld hatte, das Hotel Lunetti zu renovieren. Noch vor wenigen Wochen war er so gut wie am Ende und sah sich fast gezwungen, das Hotel an Totti zu verkaufen. Es war zudem offensichtlich, dass Piselli von Totti’s Plänen, das Cinema Farnese zu übernehmen und auch von der Kehrtwende Novellis, gewusst hatte. Kam die Nachricht, mal beim Grundbuchamt vorbeizuschauen, Piselli? Und wenn ja, was hatte er davon, Totti zu belasten? Immerhin ware es ja er, der Totti für den Abend der Tat ein Alibi gegeben. Die beiden sahen immer wie dicke Freunde aus.

Es war an der Zeit, bei Stefano Totti vorbeizuschauen, und ihn zur Rede zu stellen. Totti sitzt wie immer am Freitagabend im Hinterzimmer seiner Osteria Romana und zählt die Einnahmen. Sein Restaurant hatte einen weiteren erfolgreichen Abend hinter sich. Die Spaghetti Carbonara der Osteria waren über die Stadtgrenze hinaus bekannt. Der dick geschnittene, in viel Olivenöl knusprig angebratene Speck, war nirgends so gut wie in der Osteria. 17 Euro waren zwar ein stolzer Preis für das Gericht, doch die Spaghetti waren jeden Cent wert.

Conte klopft kurz und bestimmt an die angelehnte Tür und tritt umgehend ein. „Was willst Du denn?“ brummt Totti. Conte legt Totti das Schreiben aus dem Grundbuchamt vor die Nase. „Warum hast Du mir nicht erzählt, dass du deine neue Trattoria im Cinema Farnese eröffnen wolltest, und Novelli seine Einwilligung vor wenigen Tagen zurückgezogen hatte?“  Totti blickt von seinen Büchern auf und erwidert: „Hör zu, Alfredo. Ich muss dir gar nichts sagen. Das sind Geschäftsgeheimnisse und die gehen dich wirklich nichts an“ „Ach ja, wenn dir ein grosses Geschäft mit Novelli durch die Lappen geht und der dann einfach so mal umgebracht wird, das geht nicht gar nichts an?“ schnauzt Conte zurück.

Totti war mit seiner Geduld am Ende. „Hör zu, der Fall ist klar. Giuliano Ginelli hat Novelli umgebracht. Er war eifersüchtig wegen Mariella und hat ihn mit seiner Beretta erschossen. Oder hast Du die Beretta etwa bei Ginelli gefunden und festgestellt, dass daraus kein Schuss abgefeuert wurde? Nicht? Dachte ich es mir doch.“ Conte stand regungslos im Raum und liess sich nicht anmerken, dass er genau das gehört hatte, was er hören wollte. Er musste sofort zurück auf die Polizeiwache. Ein dringender Aufruf war fällig und dann musste er noch ein ernsthaftes Gespräch mit einem gewissen Herrn Piselli führen. Er hatte ihn zuvor unnötigerweise mit Samthandschuhen angefasst.

Drei Stunden später. Es ist nach Mitternacht. Inspektor Conte fährt mit Blaulicht vor der Wohnung von Totti vor. Er ist in Begleitung von drei bewaffneten Polizisten. Als Klopfen nichts nützt, tritt Conte die Tür ein. Von Totti keine Spur. Ein Klirren im Hinterhof. Aus dem Badezimmerfenster sieht der Inspektor noch einen Schatten entschwinden. Schnell hinterher. Mitten auf dem Campo de Fiori holt er Totti ein. Er wirft ihn auf das harte Kopfsteinpflaster, dreht ihn auf den Rücken und legt ihm Handschellen an. „Das Spiel ist aus, mein Lieber. Du stehst im Verdacht, Kinobesitzer Giuliano Novelli kaltblütig umgebracht zu haben. Du bist festgenommen.“

Das letzte Kapitel mit der Auflösung des Falls erscheint morgen.

 

12 in 12 – Das Städterating für Rom

Das ist der letzte Eintrag aus Rom. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

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Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 6

Die Römer sind äusserst freundlich. Doch manchmal lassen sie dich spüren, dass du hier nur ein Tourist bist.

Kulturelles Angebot: 7

Die Stadt bietet einiges, wenn es um traditionelle Unterhaltung geht. Doch wer Progressives und Überraschendes sucht, der ist hier nicht in der richtigen Stadt.

Food: 7

Wer italienisches Essen liebt (und das tun wir), der ist hier im Paradies. Wer aber gerne auch mal über den Tellerrand schielt, der geht hier leer aus.

Preisniveau:  6

Rom ist bestimmt nicht teuer – schon gar nicht wenn man es mit der Schweiz vergleicht. Doch billig ist Rom auch nicht. Den Espresso für 80 Cent würde ich in Sachen Qualität und Preis jedoch gerne überall hin mitnehmen.

Öffentlicher Verkehr: 2

Ich weiss gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Der ÖV in Rom ist ein Desaster. Busse kommen oft gar nicht, U-Bahnlinien existieren gerade mal zweieinhalb, Taxis gibt es viel zu wenige und ein City-Bike-System? Fehlanzeige. Das ist wirklich ein Ärgernis und versaut einem hin- und wieder mal den Tag.

Wetter/Klima: 8

Wenn das Thermometer im Oktober noch 20 Grad anzeigt, dann ist alles im Lot. Herrlich ist es hier.

Sicherheit: 8

In Rom haben wir uns zu jeder Tages-und Nachtzeit sicher gefühlt. Das ist schon sehr angenehm und hat uns positiv überrascht.

Fun/Feel-Good-Faktor: 7

Es ist schön, in Rom zu sein. Schon kleine Vergnügen, wie de tägliche Spaziergang runter zur Espressobar machen glücklich.

Coolness/Kreativität: 6

Das hat uns doch etwas überrascht. Rom ist eine altmodische Stadt, die in jeder Hinsicht lieber zurück als nach vorne schaut.

GESAMTRATING: 57 von 90 Punkten

Das reicht im Moment zu Platz zwei hinter Moskau (65 Punkte)

Nächster Halt: Mexico City

12 in 12 – Rom – Ein kleiner Reiseführer

Dass Rom nicht die beste Stadt ist, wenn ihr euch die kulinarischen Wunder dieser Welt vorknöpfen wollt, hab ich euch ja schon gesagt. Doch egal. Wenns um italienische Küche geht, dann ist das hier das Paradies. Damit ihr nicht ganz so verloren seit bei eurem nächsten Rom-Aufenthalt: Hier unsere Lieblingsadressen:

 

Forno Campo de’ Fiori

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Wenns um Backwaren aller Art geht, dann gibt es für mich nur den Forno Campo de’ Fiori. Ob Crostata mit Kirschen, Pizza aller Art oder Biscotti, hier is alles perfekt. Am allerbesten schmeckt die Pizza Bianca. Nein, das ist nicht Pizza mit Käse, sondern die römische Version von Focaccia. Viel dünner, saftiger und vor allem viel besser als Focaccia – kein Tag in dem ich nicht im Forno ein Stück Bianca gekauft habe.

Roscioli Caffè

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Das Roscioli Caffè ist meiner Meinung nach das Kronjuwel aus der Roscoli-Familie, die noch ein Restaurant und eine Bäckerei umfasst. Hier ist immer was los und alles schmeckt grandios. Die kleinen Gebäcke sind hohe Kunst und das immer dazu gereichte Glas Wasser mit Orangenschnitz passt sowas von gut zu deinem Caffè. Eine wahre Freude. Der Geheimtipp hier: Das Club Sandwich. Kein Scherz. Das ist das beste Club Sandwich auf diesem Planeten.

Hosteria Romana

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Die Hosteria Romana ist zwar kein Geheimtipp und es gibt auch den einen oder anderen Touristen, der da drin sitzt. Doch egal. Die Carbonara (eine römische Spezialität!) ist ein Traum und die Artischocken – entweder alla Guida oder Romana sind schon allein die Reise nach Rom wert. Die Kellner sind übrigens auch grandios. Sie gehören sozusagen zum Inventar.

Gelateria La Romana

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Unter den Gelaterie einen Favoriten zu finden ist nicht einfach. Doch unter dem Strich ist es wohl die Gelateria Romana. Davon gibt es einige in Rom. Crocante Della Nonna, alle Varianten des Nuss-Glace, die Blutorangen-Variation sind nur einige der Top-Gusti. Noch ein Tipp: Statt der normalen Schlagsahne die mit Zabaione nehmen (ist übrigens umsonst) und das Cono unten mit flssiger Schokolade füllen lassen.

Pizzeria Al Marmi

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An der Viale di Trastevere, 53 befindet sich die Pizzeria Al Marmi. Kein Rom-Aufenthalt ist komplett ohne einen Besuch dort. Nehmt euch einen Platz drinnen, um das Treiben so richtig beobachten zu können. Die Pizza ist erste Klasse und die Stimmung noch besser. Geht rechtzeitig, denn die Schlange kann lang sein. Erwartet keinen neapolitanische Pizza mit dicker Kruste. Hier gibt es die römische, die dünn und kross ist.

Caffè Peru

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Zu guter Letzt noch das Lieblings-Caffè bzw.  Bar, das Caffè Peru.  Der Caffè ist zwar nicht der beste der Stadt (viellicht der viertbeste), doch das Ambiente ist sowas von authentisch und einfach perfekt – egal zu welcher Tageszeit. Hier fühlt man sich immer pudelwohl.

 

12 in 12 – Warum die Madonnelle das Herz von Rom sind

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Sie werden von den einheimischen verehrt und geliebt. Sie sollen schon so manches Wunder vollbracht haben, sind Schutzpatron und Wächter und sie sind schön, wunderschön. Die Rede ist von den kleinen Madonnen, den sogenannten Madonnelle, die in Rom an so gut wie jeder Hausecke in rund 5 Metern Höhe angebracht sind.

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Mehrere Tausend gibt es davon in Rom – jemand sei beim zählen mal auf genau 2753 gekommen. Die Tradition greift für einmal nicht auf die Römerzeit, sondern auf das 16. Jahrhundert zurück. So sollten die Römer immer wissen, dass die Jungfrau Maria sie auf dem Weg nach Hause von oben herab beschützen würde. Das wussten Gläubige und Ungläubige gleichsam zu schätzen, denn die Madonna ist sozusagen seit jeher das Maskottchen von Rom.  Ein schöner Nebeneffekt war, dass die kleine Lampe, die zur Beleuchtung der Mutter Gottes diente, oft die einzige Strassenbeleuchtung in der Nacht war. Einige Diebe soll das Licht und die wachsamen Augen Marias in der Tat abgeschreckt haben.

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Wunder werden so gut wie jeder Maria zugeschrieben. 1544 leuchtete die Lampe einer Madonna am Tiber auch nach der grossen Flut weiter. 1796 haben sich die Augen der Madonna dell Archetto mehrere Male bewegt, bevor Napoleons Truppen angegriffen haben. 1835 soll sich das selbe als Warnung vor einer Choleraepidemie abgespielt haben.

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Die Madonnen hängen seit hunderten von Jahren im Freien. Einige haben ein kleines Blechdach zum Schutz, andere sind hinter Glas. Doch die meisten sind Wind und Wetter ausgesetzt , was seine Supern hinterlässt. Doch genau das macht den Charme der Kunstwerke aus.  Ohne die Madonnelle wäre Rom nur halb so schön.

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Schwalbe fliegt nach… – 12 in 12 in der NZZ

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Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Rom. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen

12 in 12 – Was steckt hinter dem Malteserorden?

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Ein dunkles, geschlossenes  Eisentor. Dahinter schwarze Limousinen und ein spektakulärer Renaissancepalast. Wir sind an der Via Condotti Nummer 68, Roms luxuriösester Einkaufsstrasse, nur wenige Schritte von der Spanischen Treppe entfernt. Doch hier ist nicht Gucci oder Fendi angesiedelt. Hier ist die möglicherweise mächtigste Organisation dieses Planeten zu Hause:  der Malteserorden.

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Nichts rührt sich im Innenhof. Die Fensterläden sind geschlossen. „Bestimmt alles schusssicher hier“ denke ich und schaue nach oben, direkt ins Objektiv einer Überwachungskamera. Bite lächeln… Da geht die Tür des schwarzen Mercedes im Innenhof auf. Zwei Männer in dunklen Anzügen steigen aus. Einer schaut in meine Richtung. Ich senke den Blick. Es ist Zeit, hier zu verschwinden, sonst könnte es noch Ärger geben.

Der Malteserorden. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht viel über diese Organisation, ausser, dass sie der älteste katholische Orden ist, Rechte hat wie ein souveräner Staat und sagen- und skandalumwoben ist.

Wer Google konsultiert, der liest, dass der Malteserorden immer und überall die Finger im Spiel gehabt haben soll, sei es bei der Ermordung von JFK, dem Irakkrieg oder allen anderen wichtigen Ereignissen der letzten Jahrhunderte.  Zu den Mitgliedern sollen George Bush, Silvio Berlusconi, Tony Blair, Ronald Reagan, Rupert Murdoch und auch Frank Sinatra zählen bzw. gezählt haben. Doch offiziell ist das natürlich alles nicht.

Hier sind die Fakten. Der „Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta“ oder kurz Malteserorden, wurde 1099 gegründet und ist seit 1133 vom Papst anerkannt. Er zählt heute weltweit etwa 13.500 Mitglieder und hat als nichtstaatliches, souveränes Völkerrechtssubjekt seinen Sitz in Rom. Der Orden unterhält diplomatische Beziehungen mit 102 Staaten, hat eine eigene Währung, eine Verfassung und nimmt in der UNO einen Beobachterstatus ein.

Gegründet in Malta und im 18. Jahrhundert von Napoleon vertrieben, fand der Orden in Rom ein neues zu Hause. Ziel des Ordens ist es, Kranke und Flüchtlinge zu unterstützen. “Tuitio fidei et obsequium pauperum” (Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen) ist denn auch der Wahlspruch.

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Ich kann Euch auch nicht sagen, was genau wahr ist und welche Ziele der Orden sonst noch verfolgt. Offiziell distanziert sich der Malteserorden immer ganz klar von irgendwelchen Verschwörungstheorien. Doch als ich am nächsten Tag per Zufall an der Villa del Priorato di Malta auf dem Aventin-Hügel vorbeilaufe und die stolz im Wind flatternde Malteserflagge erblicke, frage ich mich schon, was die Herren in dunklen Anzügen da auf dem Balkon zu besprechen haben. Diskutieren sie nur über die nächste Hilfsaktion in Haiti oder geht es um wichtige geopolitische Verstrickungen. Ist das hier die Schaltzentrale dieser Welt oder sind das nur ein paar gut angezogene Herren, die sich um das Wohl der Minderbemittelten und um die Reinheit der katholischen Kirche kümmern?

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Wie gesagt: Ich habe keine Ahnung. Doch Organisationen wie den Freimaurern, der Bilderberg-Gruppe, Opus Dei und auch dem Malteser Orden schauen nur ganz wenige in die Karten. Vielleicht ist es auch besser so.

 

 

 

12 in 12 – Ode an die Farbe Ocker

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An einem sonnigen Tag durch die Gassen von Rom zu schlendern, ist Balsam für die Seele. Das mag sich jetzt etwas gar abgehoben anhören, doch ich bin davon überzeugt, dass die fast schon heilende Wirkung eines Spaziergangs durch das Centro Storico der Farbe Ocker zu verdanken ist.

WTF, Ocker? Der war wohl zu lange in der römischen Sonne, werden einige von Euch jetzt denken. Doch Moment. Gebt mir eine Chance.

Die Fassaden der Häuser in Rom vom historischen Zentrum bis hinaus in die Vorstadt sind fast ausschliesslich in Ockerfarben gehalten. Ockerfarben in allen Schattierungen, so weit das Auge reicht. Ja, Ocker, dieser gelbbraune eisenhaltige Erdton, der meist  auch eine gehörige Portion Rot enthält und der die Wände so richtig schön leuchten  und lachen lässt.

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Ein Blick auf die Farbenlehre gibt mir Rückendeckung. Dort wird Ocker eine beruhigende, zentrierende Wirkung  zugeschrieben. Ocker steht für Langlebigkeit und Ausgeglichenheit.

Meine Worte…  Die beruhigende und gleichzeitig anregende Wirkung spürt man mit jedem Schritt. Die Farbe wirkt wie eine Droge. “Ich brauche meine Dosis Ocker” schiesst einem da ab und zu durch den Kopf und abhängig kann man davon bestimmt auch werden.

Es komm wohl nicht von ungefähr, dass es bei einigen Naturvölkern in Afrika und Ozeanien üblich ist und war, Kranke jeweils mit rotem Ocker zu bestreichen, um die Lebenskraft anzuregen, und das mit beachtlichem Erfolg. Was so eine Farbe alles bewirkt…

Ocker ist eine warme Farbe, die einem wohl tut und etwas Vertrautes, ja auch Gemütliches an sich hat. Das eisenhaltige Ocker war eine der ersten bekannten Farben in der Malerei. Ocker ist Wasser- und lichtfest und eignet sich deshalb hervorragend zur Fassadenbemalung. Das wird neben der positiven Wirkung auf den Betrachter sicher auch einen Rolle gespielt haben, als man sich in Rom für die Farbe entschieden hatte.

Ich bin froh, dass man über hunderte, ja tausende von Jahren dabei geblieben und nicht in Versuchung geraten ist, die Stadt  zu “modernisieren”. Hat die berühmte Gelassenheit des Römers, den nichts aus der Ruhe bringen kann und der immer cool drauf ist, tatsächlich mit der Farbe der Fassaden zu tun? Ganz bestimmt. Vielleicht sollte man mal in Berlin, Zürich oder Wien darüber nachdenken, ob das nicht mindestens einen Versuch wert wäre…

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12 in 12 – Der Junge aus dem 1. Jahrhundert

Ich weiss nicht, wie es Euch geht. Doch bei mit kommt es nicht sehr oft vor, dass ein Kunstwerk bleibenden Eindruck hinterlässt oder mich gar prägt. Die wenigen Male, wo dem so war, werde ich allerdings nie vergessen. Es begann mit der japanischen Brücke von Claude Monet, die ich mir als Teenager in der National Gallery in London immer und immer wieder angeschaut habe, dann kam die Landkarte von Jasper Jones, 99 Cents von Andreas Gursky, die Kreidefelsen von Rügen von Kaspar David Friedrich und Black in Deep Red von Mark Rothko.

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Wenn es um alte Kunst geht – und damit meine ich die ganz alte Kunst der Ägypter, Römer und Griechen, bin ich in der Regel immun. Seit gestern has sich das geändert. Ich bin mir nicht einmal ganz sicher warum. Doch es war so.  Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet. Das Museo Barrocco besuchten wir mehr wegen der schönen Villa, als wegen der griechischen und römischen Kunstschätze. Doch als ich im zweiten Stockwerk vor der Büste eines Jungen stand, von der nicht viel mehr bekannt ist, als dass sie aus dem ersten Jahrhundert nach Christus stammt, lief mir ein kalter Schauer den Rücken herunter. Ich sah den Jungen an und war mir sicher, dass er lebte. Er starrte mich an und erzählte mir von seinem Leiden, von seiner Jugend, von seinen Problemen und Ängsten. Ich fühlte mich in die Zeit der Römer zurückversetzt und vergass alles um mich herum. Ich war hypnotisiert ohne Gefühl für Zeit und Raum. Keine Ahnung, wie lange ich vor der Büste stand. Angesicht in Angesicht. Wie kann ein Kopf aus Marmor nur so eine Aura haben? Ich hatte schon hunderte, wenn nicht Tausende ihrer Art gesehen. Normalerweise laufe ich einfach daran vorbei. Ich weiss es nicht und es ist auch egal. Ich weiss allerdings, dass eine Verbindung da war, die mich gleichzeitig traurig und auch glücklich gemacht hat.
Morgen werde ich wieder hingehen ins Museo Barocco. Ich muss wissen, was mir der Junge aus dem ersten Jahrundert dann zu erzählen hat.