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12 in 12 – Stolpersteine

Jeder kennt das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das HolocaustMahnmal direkt neben dem Brandenburger Tor, das an die rund 6 Millionen Juden, die unter der Herrschaft Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten ermordet worden sind, erinnert. 2711 Stelen aus Beton auf 19’000 Quadratmetern sind nicht zu übersehen.

Als ich in die Betonlandschaft hineinlaufe und ziemlich schnell in den  dunklen Schluchten verschwinde, macht sich in mir ein beklemmendes Gefühl der Orientierungs- und Hilflosigkeit breit. Ich weiss nicht recht, wo ich bin und in welche Richtung ich laufen soll. Ich muss aufpassen, dass hinter der nächsten Ecke nicht jemand hervorkommt und mir den Weg abschneidet. Ein unangenehmes Gefühl. Das Mahnmal ist umstritten, doch ich finde, es ist gelungen.

Weniger bekannt, als das grosse Holocaust-Mahnmal sind die kleinen, Stolpersteine genannten goldenen Pflastersteine, die in der Stadt verteilt vor unzähligen Hauseingängen eingelassen wurden. Achtet mal darauf, wenn ihr das nächste Mal in einer europäischen Grossstadt spazieren geht. Sie sind überall.

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 in Köln begann. Mittlerweile gibt es in ganz Europa verteilt über 60’000 dieser kleinen goldenen Pflastersteine. In keiner Stadt gibt es so viele Stolpersteine wie in Berlin. Rund 7000 sind es schon. Täglich werden es mehr.

Damit sollen die gesichtslosen Opfer, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, wieder ein Gesicht bekommen. Auf den Steinen stehen neben dem Namen und des Geburtsjahres  das Datum der Deportation und der Ort der Ermordung.

In ganz Europa gibt es mittlerweile Stolpersteine. Es ist nicht immer ganz einfach, dafür eine Bewilligung zu bekommen. Schliesslich handelt es sich um öffentlichen Grund. Einige deutsche Städte wie München, aber auch Paris und Moskau haben sich deshalb bisher dagegen gesträubt, mitzumachen. Schade.

Wenn ich die Steine hier in Berlin sehe, bleibt mir schon oft  die Spucke weg. Während das Mahnmal an einem bestimmten Ort steht und ich nur damit konfrontiert werde, wenn ich ans Brandenburger Tor gehe, sind die Stolpersteine Teil meines Alltags. “Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagte Gunter Deming einmal.