12 in 12 – Die Stasi arbeitet jetzt im Museum

Die Idee hörte sich gut an. Alle Menschen werden gleich behandelt und es soll niemanden geben, der auf Kosten anderer lebt.  Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit zwischen allen Menschen. Dieses Ideal wurde den Menschen in der DDR als Mantra verkauft und tagtäglich eingetrichtert. Von diesem Ideal träumten sie alle – zumindest in den ersten Jahren der Deutschen Demokratischen Republik. Dass das im Endeffekt nicht funktioniert hat, wissen wir alle.

Ich habe mir des Öfteren überlegt, warum das so war. Warum scheitert diese Gesellschaftsform in der Praxis. Sind wir einfach nicht ehrlich genug und nicht bereit, unseren eigenen Vorteil für das Wohl aller hintenan zu stellen oder scheitert die Umsetzung des sozialistischen Gedankenguts schon an der Organisation eines solchen Staates?

Eines erstmal vorneweg. Wer glaubt, dass die Stasi in der DDR erst eingeführt wurde, als man merkte, dass sich die Leute ohne Kontrolle nicht an die Spielregeln halten würden, der liegt falsch. Der Staatssicherheitsdienst war von Anfang an Teil des Systems und wurde unter Anleitung der Russen noch vor der Gründung der DDR ins Leben gerufen. Die Umsetzung des Sozialismus und der Weg zum Kommunismus war damit von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Wer daran noch Zweifel hat, dem kann ich nur wärmstens den Besuch des Stasimuseums in Berlin Lichtenberg empfehlen. Hier befand sich die Zentrale der Stasi und hier wurde bespitzelt, was das Zeug hält. Über 100’000 DDR-Bürger waren in den Hochzeiten Vollzeitangestellte des Ministeriums für Staatssicherheit; nochmal doppelt so viele waren als Informanten tätig.

Schonungslos und nüchtern  wird das System in der DDR im Museum auf einer grossen Tafel beschrieben:

“Die Herrschenden schufen ein System aus Gewalt, Drohung, Belohnung und Bevorzugung. Der Einzelne sollte zur Anpassung, Unterwerfung und, wo möglich zum Mittun erzogen werden. Die SED hatte uneingeschränkten Zugriff auf nahezu alle Lebensbereiche, um die Bevölkerung umfassend zu kontrollieren und bei Bedarf zu Belohnen oder zu massregeln.”

Das hört sich nicht gerade nach Idealismus und Marxismus pur an, sondern mehr nach Orwell und 1984. Im Haus 1 des Museums befand sich die Schaltzentrale der Stasi. Oberschurke Ernst Mielke hatte im zweiten Stockwerk sein Büro. Alles ist fein säuberlich angeordnet, als würde er gleich wieder reinkommen und sich die jüngsten Ergebnisse der Abhörarbeit seiner Spitzel durchackern.

Es ist ein beklemmendes Gefühl, hier zu  sein. Ich denke mir, dass der Besuch wohl allen gut tun würde, die noch immer in der Nostalgie des Ostens schwelgen und die nach bald 30 Jahren Wiedervereinigung nur noch die schönen Dinge der Deutschen Demokratischen Republik in Erinnerung halten. So ist das oft mit der Zeit, die alle Wunden heilt. Man blendet das Schreckliche aus und behält das Schöne in seinen Gedanken. Die DDR war aber ganz bestimmt mehr “Das Leben der Anderen” als “Goodbye Lenin”.

P.S. Obwohl die Stasi in den letzten Tagen ihrer Existenz noch mit allen Mitteln versucht hatte, Akten en masse zu vernichten (der Reisswolf ist im Museum ausgestellt), sind Ordner mit einer Gesamtlänge von über 100 Kilometer übrig geblieben, in denen auch das kleinste Detail über “gefährliche Personen” aufgezeichnet wurde. Heute kann man den Antrag stellen, die Akten einzusehen. Die meisten dieser Akten stehen hier in Berlin Lichterfeld im Archiv. Genau wie früher.

 

 

 

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