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12 in 12 – Ein Spukschloss Namens Negresco

Als ich das erste Mal die Promenade des Anglais in Nizza runterfahre, sticht mir ein Gebäude ins Auge: Das Negresco. Das 1912 vom Rumänen Henri Negresco ins Leben gerufene Luxushotel im Stil der Belle Époque ist nicht zu übersehen. Die auffällige, pinkfarbene Kuppel des Gebäudes, die übrigens von keinem Geringeren als Gustaf Eiffel konstruiert wurde, und deren  Legende besagt, dass der Busen der Geliebten von Eiffel als Modell diente,  ist das Wahrzeichen der Stadt an der Côte d’Azur.

Das Haus hat fünf Sterne, gehört zu den Leading Hotels of the World und strahlt  viel “Old World Charme” irgendwo zwischen angestaubt und luxuriös aus. Architekt des Hotels – wie gesagt mit Ausnahme der Kuppel – war Edouard Niermans, der sich auch das Moulin Rouge in Paris ausgedacht hat.  Die heutigen Eigentümer sind seit 1957 die Mitglieder der Familie Augier. Das Zepter hat Mme. Jeanne Augier in der Hand, die das  Hotel im heutigen palastartigen Stil ausgestattet hat.

Mme. Augier ist eine Legende, mittlerweile 94 Jahre alt und hat leider Alzheimer. Doch noch immer ist sie die Grande Dame des Hotels. Stolz ist sie auf zwei Sachen: Ihre im Hotel ausgestellte Kunstsammlung lässt jede des Chelsea Hotel in New York wie eine Provoinzsammlung aussehen. Dazu kommen ihre Tiere, die sie über alles liebt. Mime. Augier hat jetzt schon klar gestellt, dass ihr Vermögen ihren Tieren und nicht ihren Verwandten zu Gute kommen soll.

Das Negresco in Nizza. Zusammen mit dem Carlton in Cannes sicher das berühmteste Hose Südfrankreichs. Wenn diese Wände sprechen könnten…James Brown soll seine Frau mal aus Eifersucht eine ganze Nacht lang durchs Hotel gejagt haben, Romy Schneider und Alain Delon haben hier ihre stürmische Liebesaffäre begonnen, Picasso, Dali und Chagall waren Stammgäste, Miles Davis hatte immer das gleiche Zimmer, Clint Eastwood und Ava Gardner waren hier und Richard Burton soll im Negresco so manche Strandschönheit abgeschleppt haben.

Doch dann gibt es auch noch den Geist und zwar jenen von Zimmer 27. Er soll einer der guten Geister sein; einer jener Geister, der einem in der Nacht ins Ohr flüstert und einem Erleuchtung bringt. Als ich an der Rezeption nach Zimmer 27 und dem Geist frage, wird der Concierge ganz unruhig. Er flüstert mir ebenfalls ins Ohr und sagt: Mme Augier möchte nicht, dass ich über den Geist spreche. Alles klar, sage ich und verabschiede mich  diskret. Ich trete ans Tageslicht auf die Promenade und stelle mir vor, wie hier in den 50ern die Paparazzi auf Romy und Alain gewartet haben.

Das Negresco – ein spezieller Ort für eine andere Generation.