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12 in 12 – Food Porn war schon gestern

Im Prinzip könnte dieser Eintrag auch Tag 3 im Apple Store heissen – doch ich erlöse Euch mal von meiner Odyssee und machen einen Abstecher ins Land des Food Porns…

Man kann ihm sich kaum entziehen, diesem Trend, der sich in den letzten Jahren wie ein roter Faden durch das Internet zieht. Ob Instagram, Facebook, Twitter oder irgend eine x-beliebiger Blog: Food Porn ist überall.

Food Porn? Ja genau, diese aufreizenden Bilder von Gerichten, die einem schon beim Hinschauen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und die ein Verlangen auslösen, das durchaus mit Pornographie vergleichbar ist. Der Begriff Food Porn ist aus unserem Sprachschatz kaum mehr wegzudenken.

Umso überraschter war ich, als ich gestern die Ausstellung von Marilyn Minter im Brooklyn Museum besuchte, und dort auf das Werk “100 Food Porn” stiess. In einer Serie von Ölbildern malte die kontroverse Künstlerin 1990, also vor 27 Jahren, Gemüse, Früchte und andere Köstlichkeiten, die einen an Pornographie erinnern. Das ganze Projekt nannte sie dann 100 Food Porn. Höhepunkt der Konzeptkunst war ein Werbespot, den sie zur besten Sendezeit im US-Fernsehen ausstrahlen liess und der Food Porn den Massen zugänglich machen sollte. Der Begriff Food Porn ist also keineswegs ein Hipster-Ding, sondern schon 27 Jahre alt.

Also, wenn ihr das nächste Mal jemanden im Kaffee sitzen seht, der krampfhaft Aufnahmen von seinem Sandwich macht, dann nur einen einzigen Biss davon nimmt und es stehen lässt, dann aber auf Instagram verkündet: “Best Sandwich* ever, dann denkt daran, dass das eigentlich schon sowas von out ist und wenn ihr mut habt, dann sagt es ihm auch.

 

12 in 12 – Kaffee – Drip, Espresso oder Cold Brew?

Für mich war im Prinzip immer klar, dass ich Kaffee nur nach der Espresso-Methode trinke und dass alles andere zweitklassig ist. Nirgends ist so viel Koffein und auch Geschmack drinnen, wir in einem auf Espresso basierten Kaffee, sei das nun ein ganz kurzer Ristretto oder ein Latte mit zwei oder drei Espresso-Shots. Diese Meinung wurde während meines meines Rom-Aufenthalts nochmals bekräftigtFilterkaffee? Pfui Spinne. So hat vielleicht mal meine Grossmutter Kaffee gemacht. Doch halt, ist das wieder einmal eines dieser Vorurteile? Wer in den Hipsterbars dieser Welt verkehrt, der stellt fest, dass der sogenannte Drip Coffee, wie die Trendsetter den guten alten FIlter-Kaffee nennen, den Espresso teilweise ganz verdrängt hat. Besonders, wenn es um einen grossen Kaffee in der Kaffeetasse geht, wählen immer mehr Kunden den Kaffee aus dem Filter.


Die Barristas leeren das Heisse Wasser ganz langsam direkt in den FIlter, der entweder über einer Tasse oder einer kleinen Kanne steht.Manchmal wird dazu noch etwas mit einem Löffel umgerührt, damit die Kaffeekörner besonders gut mit dem Wasser in Berührung kommen. Langsam tropft dann der Kaffee in die Tasse. Der Geschmack ist überraschend kräftig und delikat. Mit keiner anderen Methode schmeckt man die Unterschiede der Röstung und der Herkunft der Bohne so gut heraus, wie mit der Filtermethode.

Doch da sich über Geschmack ja bekanntlich streiten lässt, will ich die Sache mal wissenschaftlich angehen. Wir trinken Kaffee ja nicht zuletzt wegen dem Muntermacher Koffein. Espresso hat mehr Koffein, da der Wasserdruck alles aus der Bohne rauspresst. Tatsächlich?

Ein Espresso hat im Schnitt 64 Milligramm Koffein. Ein Espresso von Starbucks hat gar etwas mehr und zwar 75 Milligramm. Der Venti Latte von Starbucks enthält drei Espressoshots und damit 225 Milligramm Koffein. Wie sieht das bei einem fachgerecht gemachten Filterkaffe aus? Wenn man als fairen Vergleich wieder Starbucks heranzieht sieht das so aus. Der Pike Place House Brew hat auf Basis des Venti 415 Milligram Kaffein, der Blonde Roast gar 445. Das ist annähernd doppelt soviel Koffein wie ein Espressogetränk und sieben Mal soviel wie ein normaler Espresso.

Cold Brew bei Blue Bottle

Wer ein Superhipster ist, der bestellt ja nur noch Cold Brew, den kalt gefilterten Kaffee. Der hat übrigens noch mehr Koffein als ein normal gefilterter Kaffee. Der Cold Brew von Blue Bottle Coffee  zum Beispiel, der mit Nitro gekühlt wird und dadurch einen Schaum wie ein Guinness entwickelt, ist echt klasse und hat bis zu 500 Milligram Koffein.
Wer also beim Italiener um die Ecke einen doppelten Espresso bestellt, um richtig wach zu werden, der sollte lieber zu Starbucks gehen und einen Filterkaffe bestellen….

12 in 12 – Los Angeles – Ein kleiner Reiseführer

Los Angeles ist eine der spannendsten, wenn nicht gar die spannendste Stadt überhaupt, wenn es um Food geht. Doch bevor ich Euch die besten Tipps für den Magen verrate, noch was Anderes. Scheut euch nicht davor, mal Ferien nur in Los Angeles zu machen. Vergesst San Francisco und die Fahrt auf dem Highway Nr 1. Los Angeles bietet alles und noch viel mehr. Und in Los Angeles bitte nicht den Anfängerfehler begehen und in Santa Monica übernachten. Mietet Euch eine Wohnung in Silver Lake, dem coolsten Stadtteil der Stadt.

Hier die Food-Tipps:

Porto’s Bakery

Als die Porto-Familie 1960 aus Kuba nach Los Angeles kam, hätten sie sich nicht träumen lassen, dass sie mal ein Imperium an Bäckereien führen würden, die von allen neidlos als die besten der Stadt anerkannt werden. Ob das Cuban Sandwich, die Dulce de Leche Kekse, den Cheesecake, den Guava-Strudel, die Florentiner oder der Kaffee – bei Porto’s schmeckt alles sowas von lecker. Die Filialen sind übrigens alle auf der “anderen” Seite des kleinen Hügels namens Hollywood Hills. Früher wars da mal uncool. Das war früher…

In-N-Out-Burger

Von In-N-Out-Burger hab ich euch ja schon vorgeschwärmt. Immer alles frisch, nichts aus der Dose oder tiefgefroren. Für mich der perfekte Burger. Bestellt den Double-Double mit grilled onions und seit sprachlos, wenn ihr dafür weniger als 4 Dollar bezahlt. Wer ganz mutig ist, der bestellt Fries Animal Style. Ist nicht auf der Karte – doch versucht es einfach.

Katsu-Ya Sushi

Los Angeles kann es mit Tokio aufnehmen, wenn es um Sushi geht. Wenns um Sushi-Rolls geht, ist Los Angeles gar einen Schritt voraus. Mein Liebling ist Katsu-Ya und zwar der am Ventura Boulevard in Studio City. Der Lunch Special ist unschlagbar und Crispy Rice und Popcorn Shrimps ein Genuss.

Guerilla Tacos

Einer der besten Food-Trucks neben Kogi ist Guerilla Tacos. Hier werden mexikanische Tacos neu erfunden. So kreativ und alles extrem frisch. Jakobsmuscheln auf dem Taco? Kein Problem. Sweet Potatoes and goat cheese? Yummy. Frisch gefangener Schwertfisch? Voila.

Sqirl

Das Ricotta Brioche von Sqirl ist to die for. Auch der Crispy Rice und der French Toast dürfen sich sehen lassen. Einer der ersten Vertreter der farm to table Bewegung ist noch immer ganz oben auf meiner Liste.

Baco Mercat

Baco Mercat in Downtown LA hat vor einigen Jahren mal den Preis des Trendengel-Restaurants des Jahres gewonnen. An der Qualität der Bacos hat sich nichts geändert. Einfach top.

 

 

 

12 in 12 – Arbeitsklima oder Arbeitsqualität?

Was ist wichtiger für Euch? Dass das Arbeitsklima oder die Qualität Eures Jobs? Ist es egal, wenn ihr Euch nicht mit Euren Mitarbeitern versteht und jeder gegen jeden kämpft statt alle miteinander, solange ihr einen fetten Pay Check mit nach Hause nehmt und die Arbeit an sich herausfordernd und interessant ist oder ist das Gift?

Für mich ist die Antwort klar: Ohne gutes Arbeitsklima macht kein Job der Welt Spass. Ein gutes Klima und Zusammenhalt ist für mich das A und O, damit ich am Morgen gerne aufstehe und mit Freude zur Arbeit gehe. Im Englischen gibt es den schönen Ausdruck: “You might be flipping burgers”. Dieses Idiom wird eingesetzt, wenn sich jemand über seinen Job beschwert nach dem Motto: Weisst Du eigentlich, wie gut Du es hast – Du könntest ja auch in einem Burgerladen arbeiten und den ganzen Tag Burger wenden.

OK, den ganzen Tag Burger wenden ist nicht mein Traumjob. Doch wer diesen Ausspruch erfunden hat, war bestimmt nie in der Burgerkette In-N-Out. Das 1946 gegründete kalifornische Fast-Food-Restaurant, das in seinen über 300 Filialen die besten Burger der Welt zu wahnwitzig tiefen Preisen produziert, ist das Paradebeispiel, dass Arbeit, die auf den ersten Blick langweilig aussieht, dennoch erfüllend sein kann.

Hinter der Kasse und in der Burgerküche bei In-N-Out stehen unzählige Helfer, die dafür sorgen, dass die Burger frisch und lecker an die Schlange stehenden Gäste geliefert werden. Die Angestellten tragen eine Retro-Uniform und sind immer guter Laune, wirklich immer.

Schon in dem Moment, wo man In-N-Out Burger betritt, fange auch ich an zu lächeln. Die glücklichen Gesichter der Angestellten sind ansteckend. Hier kann ich nicht anders, als alle Sorgen vor der Tür zu lassen und einen Burger geniessen. Bein In-N-Out möchte ich auch gerne mal  “Burger flippen”.  Hier herrscht Teamgeist, jeder Einzelne ist stolz, für In-N-Out arbeiten zu dürfen und fühlt sich pudelwohl. Auf Indeed.com belegt In-N-Out jeweils einen der aller vordersten Plätze, wenn es um den besten Arbeitgeber geht. Dafür gibt einige Gründe. In-N-Out zahlt 17% mehr als andere Fast-Food-Ketten, die Angestellten kriegen einen Retirement Plan und weitere Benefits, es gibt einen klaren Karriereplan und wer es zum Manager schafft, kann ein sechsstelliges Jahresgehalt verdienen, der Arbeitsplan wird auf die persönlichen Bedürfnisse ausgerichtet, Teilzeit ist möglich. 80% der Store Manager der über 300 In-N-Out-Burger haben ganz unten im Unternehmen angefangen.

Warum erzähle ich Euch das? Nur wer ein gutes Arbeitsklima hat, wer Lob und Anerkennung für seinen Einsatz erhält und wer stolz ist, für seinen Arbeitgeber zu arbeiten, ist wirklich glücklich. Die angenehme Nebenwirkung: Die Produktivität eines Unternehmens steigt, wenn die Angestellten gerne zur Arbeit kommen. Druck und Drohungen wirken allerhöchstens kurzfristig, denn Loyalität und Engagement leiden, wenn man sich nicht wohl fühlt.

Ich habe zwar nicht vor, bald Burger zu flippen – doch ich weiss, dass ich in einem Job – ob als Manager oder als Arbeiter – vor allem ein Ziel habe – zum guten Arbeitsklima beizutragen.

12 in 12 – Food aus dem Truck

Karamelisierte Rippe mit einer roten Sauce, die aus korenaischen und mexikanischen Chilli-Schoten besteht. Dazu frischer Koriander, ein Zwiebel-Limetten-Relish, und Chilli-Soja-Cole Slaw. Das alles in zwei knusprig gegrillten Taco-Hüllen. Ein Traum.

Ich stehe vor dem Food Truck von Kogi in Eagle Rock und kann mein Glück kaum fassen. Gourmet-Küche aus einem Food Truck und zwar nicht irgendeinem, sondern dem von Kogi, dem Urvater der modernen Food-Truck-Bewegung.

Wer Los Angeles verstehen will, der muss zu Kogi. Die ganze Welt in einer einzigen Stadt, gut geschüttelt und neu erfunden – das ist Los Angeles und das ist Kogi. Koreanische und mexikanische Küche funsionieren. Liegt nicht auf der Hand? Der koreanische Taco  ist der Beweis, dass das aber sowas von gut zusammenpasst.

Als Chef Roy Choi 2008 den ersten Kogi-Truck ins Rennen schickte, konnte er nicht ahnen, dass  Food Trucks zehn Jahre später auf der ganzen Welt wieder en Vogue sind und Kogi für alle das grosse Vorbild ist.  Ich mag Food Trucks. Kreativer Fast Food ohne auf Qualität verzichten zu müssen zu einem fairen Preis. Was gibt es besseres?

Übrigens – ihr habt vielleicht gesehen, dass der Schweizer Koch Daniel Humm mit seinem Restaurant Eleven Madison in New York gerade zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde. In Los Angeles kann man Humm’s Kreationen auch huldigen und zwar stilgerecht in einem Food Truck. Der Nomad-Truck steht meist in Culver City und ist der Vorbote für ein Restaurant, das voraussichtlich Ende Jahr eröffnet wird.

12 in 12 – Tokio – Ein kleiner Reiseführer

Für mich gab es bisher immer drei Städte, die allen anderen eine Nasenlänge voraus sind, wenn es um gutes Essen geht: London, New York und Los Angeles. Doch nachdem ich Tokio besucht habe, sind es  vier. Die Auswahl in Tokio ist riesig und die Preise entgegen allen Unkenrufen tief. Für 5 Euro kriegt man hier eine Top-Ramen-Suppe und gutes Sushi vom Band kostet pro Teller  gerade mal einen Euro.

Auch überraschend war, dass es in Tokio nicht nur japanisches Essen auf höchstem Niveau gibt, sondern alles, was das Herz begehrt. Viele internationale Spitzenrestaurants aber auch kreative Ketten haben hier ihre Outposts. Wer hätte gedacht, das Neapels beste Pizzeria Da Michele eine einzige Filiale ausserhalb Neapels hat und das die hier in Tokio ist oder dass die Pies von Pie Hole aus Downtown Los Angeles auch hier zu haben sind.

Doch zurück zu Japans Köstlichkeiten aus der Stadt, die so viele Michelinsterne hat, wie keine andere auf diesem Planeten (sorry Paris). Hier sind meine Top-Tipps:

Anda Gyoza

Normalerweise mag ich gekochte Gyozas (die Raviolis Japan) nicht so gern wie gebratene oder leicht frittierte. Doch was Anda auf den Tisch zaubert ist grandios. Für weniger als 10 Euro gibt es Reis, der vor Geschmack nur so explodiert und acht Gyozas, die dank Ingwer, Curry, und anderen geheimen Zutaten neue Welten eröffnen. Auch der Guide Michelin ist schon auf Anda aufmerksam geworden, obschon das Restaurant recht weit weg von der Hektik Tokios in der Nähe der U-Banstation Yoyogi Uehera liegt. Von aussen ist Anda wie fast alle japanischen Restaurants schlicht und unscheinbar. Man erkennt es eigentlich nur an der kleinen Schlange der Wartenden. Keine Reservation möglich, was ne gute Sache ist.

Anda hat keine richtige Website. Deshalb: Den Namen (wie auch bei den anderen Tipps) in Google Maps eingeben und schon kriegt ihr die Adresse.

Konjiki Hototogisu

Hototogisu kocht Ramen Tokyo-Style. Während andere Ramen-Nudel-Suppen meist eher schwer sind und auf einer Schweine- und Hühnerbrühe basieren, sind  bei Hototogisu für die “Bouillon” riesige Muscheln für den Geschmack verantwortlich. Auch hier steht man einfach kurz an (das Restaurant hat gerade mal acht Plätze), kauft sich das Ticket für die Suppe an einem Automaten (8 Euro) und entscheidet nur, wieviele Scheiben köstlichen Schweinebraten man  haben will. Schon allein für diese Ramen-Suppe lohnt sich die Reise nach Tokio. Indianerehrenwort. Das Restaurant liegt im Stadtteil Hategaya. Auch hier gilt wieder: Googeln wegen der Location.

Gindaco

Gindaco ist eine kleine Kette mit 9 Outlets in Tokio und macht Takoyaki. Das sind keine Teigbällchen mit Tintenfisch. Wer beim Zubereiten zuschaut, kriegt sowas von Hunger und wenn man in das Takoyaki (8 Stück für 4 Euro) reinbeisst, dann weiss man, dass Gott existieren muss.

Katsukura

Meine erste Erfahrung mit Tonkatsu, einer art Wiener Schnitzel nach japanischer Art, war so schlecht, dass ich zunächst dachte, nie mehr. Doch als ich dann von Katsukura hörte, gab ich nach. Zum Glück. Essen beschreiben ist sinnlos, wie ihr wisst. Doch wie hier die Panade mit dem Fleisch in Einklang steht, das ist grosse Kunst. Der erste Biss hat mir fast Tränen in die Augen getrieben – vor Glück versteht sich. Das Schwein gibt es in drei Qualitäten (es lohnt sich eine der zwei oberen Stufen zu wählen) und dazu gibt es Weisskohlsalat, Reis, Miso und noch weitere kleine Köstlichkeiten und natürlich Tonkatsu-Sauce. Alles zusammen für rund 20 Euro.  Das Restaurant liegt im 14. Stockwerk des Warenhauses Takashimaya in Shinjuku.

Uobei Sushi

Hier gibt es nicht das beste Sushi der Stadt aber das unkomplizierteste und das mit dem meisten Spass. Wenn du bei Uobei, einem Ableger der Kette Genki Sushi, über das iPad bestellst und das Sushi auf einer Plexiglasplatte per Geisterhand direkt vor deiner Nase landet, dann ist die Welt in Ordnung. 1 Euro pro Teller und 2 Euro für Fatty Tuna. Wer nie richtigen Fatty Tuna probiert hat, der hat nicht gelebt, würde ich Supersnob sagen…und das Tunatartare erst.

Zwischendurch kann man bei Uobei noch Sushi-Roulette spielen und sich bei einem Treffer einen extra Teller umsonst genehmigen.

 

Ihr seht, Tokio bietet unendliche Möglichkeiten.

Hier noch ein paar weitere Top-Empfehlungen, die ihr mal ausprobieren solltet:

We are the Farm: Farm to table Prinzip mit viel Vegetarischem

Die Lebensmittelabteilung des Warenhauses Mitsukoshi in Ginza.

Kanda Matsuya: Soba-Nudeln in Perfektion

Udon Shin: Udon-Nudeln frisch gemacht

 

 

12 in 12 – Fisch, wie ihr ihn noch nie gesehen habt

Das soll schon alles sein? Enttäuscht trotte ich durch die zwei Hallen des Fischmarkts. Ein paar Stände links und rechts. Nicht grösser als der Fischmarkt im Hamburger Hafen. Das ist doch Tokio, das ist der Tsukiji Fish Market, gemäss Reiseführer der grösste und bekannteste Markt der Welt. Vielleicht hätte ich doch früher kommen sollen – um 3 Uhr morgens, damit ich einen Platz für die Thunfischauktion um 5 Uhr gehabt hätte. Vielleicht wäre das besser gewesen. Der Tipp aus dem unfehlbaren Internet, es reiche, wenn man vor 8 Uhr da sei, denn das Treiben sei dann noch genau so spannend, war mal wieder ein Flop.

Ich trete niedergeschlagen aus der letzten Markthalle  ans Tageslicht. Was ist denn das? Auf der anderen Seite der Strasse fährt ein Gabelstapler mit grossen Fischkisten. Schnell hinterher. Der Gabelstapler biegt um die Ecke und… da ist er. Majestätisch thront der Fischmarkt vor mir. Hallen über Hallen, Getümmel, Geschrei, Durcheinander und vor allem enorm viel Fisch. So ähnlich hatte ich es mir zwar vorgestellt.

Doch wenn man dann tatsächlich davor steht, fehlen einem einfach die Worte. Ich kann mir nicht verkneifen, kurz “wow” zu sagen und steuere auf den Markt zu. Der Tsukiji-Markt, der im Prinzip schon lange einem Modernen, neuen und natürlich viel besseren Fischmarkt Platz machen sollte, ist immer noch da – zum Glück.

Plötzlich befinde ich mich mitten im inneren Markt, wo die Grosshändler die ganz heissen Deals aushandeln. Ich weiss, dass man hier als Tourist eigentlich nichts verloren hat, doch ich lasse es mal darauf ankommen. Schliesslich gibt es nirgends ein Schild, das ich entziffern kann und mir den Durchgang verbietet.

Niemand scheint sich an mir zu stören. Hier wird Aalen das Genick gebrochen, werden Tintenfische fein säuberlich filetiert, mit grossen Sägen Thunfische auseinandergenommen, Krebse in Sägemehl gedreht und Seeigel geknackt und verpackt. Insgesamt gibt es hier 400 verschiedene Arten Fisch und Krustentiere – inklusive Walfleisch.

Irgendwas ist anders, als ich mir das vorgestellt habe. Irgendwas. Doch ich komme im Moment nicht drauf. 900 Grosshändler mit insgesamt 60’000 Angestellten haben hier ihre Bleibe. Sie sind seit Morgens um 3 Uhr vor Ort und packen kurz nach 9 wieder ihre Sachen. Hier kann man sich verlaufen. Unendliche Gänge und Fisch, so weit das Auge reicht.

Der Fischmarkt wurde während des grossen Erdbebens 1923, das grosse Teil Tokios verwüstete, zerstört. 12 Jahre dauerte es, ehe der Tsukiji Market fertiggestellt war und zwischen dem schicken Stadtteil Ginza und dem Sumida-Fluss  sein zu Hause fand. Etwas mehr als 80 Jahre später sollte der Markt im Vorfeld der olympischen Spiele weichen. Doch der Boden der neu gewählten Lokalität soll verseucht oder verschmutzt sein (so genau weiss das niemand) und alles ist erst mal auf Eis gelegt.

Die Thunfischauktion ist legendär. Am letzten Neujahrstag wurde für einen einzigen Thunfisch eine halbe Million Dollar hingeblättert.  Pro Tag werden bis zu 3000 Thunfische verscherbelt. Es gibt sie also noch, die Delikatesse des Meeres, deren Bestand Jahr für Jahr bedrohlich abnimmt. Die Japaner essen vor allem Blue Fin Tuna, was soviel wie Thunfisch mit blauer Flosse heisst. 80% der Blue Fins werden in Japan vertilgt – 80%!!!. Niemand isst so viel Fisch wie die Japaner.

Alles dreht sich in Japan um den Thunfisch. Während ich zu Hause ein gutes Stück Lachs-Sashimi jederzeit einem Stück Thunfisch vorziehe, bin ich in Japan mittlerweile auf den Geschmack gekommen. Das liegt daran, dass der Thunfisch bei uns meist nach Nichts schmeckt und mich teilweise gar anekelt. In Japan schmeckt der  Thunfisch wie aus einer anderen Galaxie. Wer einmal Fatty Tuna der höchsten Qualität gegessen hat, für den ist Thunfisch von Yo-Sushi oder wie auch immer Eure lokale Sushi-Spelunke heisst, gestorben. Hört sich total versnobbt an, ist aber Tatsache.

Ach ja, irgendwas ist hier anders, als ich mir das vorgestellt hatte, hatte ich euch doch erzählt, doch ich wusste nicht genau warum. Jetzt weiss ich es. Es riecht hier nicht nach Fisch. Kein Fischgeruch weit und breit. Das liegt wohl daran, dass der Fisch hier so frisch ist, wie sonst nur direkt vom Fischerboot. Weder die Aale, noch sonst einer der Fische riechen nach Fisch. Total überraschend.

Ach ja, ich kann dann auch gleich noch mit einem weiteren Vorurteil aufräumen. Japan sei teuer und der Fischmarkt auch. Alles falsch. Japan ist billiger als Europa und Fisch kriegt man wohl nirgends auf der Welt so günstig wie hier auf dem Markt in Tokio.

12 in 12 – Eulen nach Tokio tragen

Je süsser desto besser. Damit meine ich nicht die Bäckereien, die in Tokio wohl besser sind als irgendwo anders auf der Welt, sondern den Drang der Japaner alles knuddelig und allerliebst zu gestalten. Ein Maskottchen hier, ein Schlüsselanhänger da. Alles soll zauberhaft und liebenswert sein. Heile Welt wird in Japan gross geschrieben. Jedes Geschäft hat seine eigene putzige Comic-Figur und jedes Schild wird mit einem Cartoon ergänzt.

Der neuste Schrei in Tokio ist das Eulen-Café. Nachdem das Katzen-Café, von denen es in Tokio über 60 gibt und in dem du mit der Katze deiner Wahl Kaffee trinken kannst, schon wieder out ist, haben die Japaner die Eulen entdeckt. Wer wie Harry Potter mit einer Eule auf dem Arm seinen Kaffee oder Tee schlürfen will, der findet in Tokio unzählige Eulen-Cafés. Keine Ahnung, was die Tierschützer dazu sagen würden, doch den Japanern scheint es zu gefallen. Die stoischen Eulen lassen sich streicheln und machen gute Miene zum doch etwas bösen Spiel. So süss die Eulen sind. Die Animierdame vor dem Café schafft es nicht, mich zu begeistern. Ich lasse das Eulen-Café aus.

Wer lieber mit einem anderen Tier Kaffee trinken will, der wird in Tokio ebenfalls fündig. Im Igel-Café kriegt man eine Box mit einem kleinen Igel auf den Tisch gestellt. Den kann man dann (meist beim Schlafen) beobachten, so lange es einem Spass macht. Wer Eule und Igel langweilig findet, für den gibt es auch ein Café mit Falken, Kaninchen, Schlangen, Ziegen, Hunden und Frettchen.

All das ist nicht ganz so schlimm, wie es sich anhört. Die Tierhaltung ist den Umständen entsprechend sachgerecht und die Japaner gehen sehr behutsam mit ihren Kaffee-Gästen um. Doch schräg ist es auf jeden Fall.

12 in 12: Mutig oder dumm wie Brot? Der Fugu-Test

Menschen tun immer wieder Sachen, die sie eigentlich nicht tun sollten. Mit Haien schwimmen gehen, Free Climbing, Base Jumping, Fallschirmspringen, Drogen nehmen und und und… Die Suche nach dem nächsten Nervenkitzel ist für viele ein Lebenselixier.  Gehört ihr auch dazu?

Ich würde mich nicht unbedingt als Draufgänger bezeichnen. Doch hin und wieder packt mich auch der Wahnsinn. Schon als Teenager hatte ich von dem sagenumwobenen Fisch namens Fugu gehört, den die Japaner essen, obwohl er das Gift Tetrodotoxin in  sich trägt, das bis zu 1000 Mal stärker ist Zyanid und unweigerlich zum Tod führt. In Japan gibt es nur wenige Spezialisten, die den Fisch sezieren können, ohne dass sich Gift und Fleisch vermischen. Zwei Jahre Training und dann eine enorm schwierige Prüfung sind die Voraussetzung für den Job. In Europa ist der Verkauf des Fisches denn auch in den meisten Ländern verboten.

Fugu essen gilt als Mutprobe aber auch als Delikatesse. Er soll zudem eine aphrodisierende und  berauschende Wirkung haben. Doch schon nur das Gift in der Menge eines Stecknadelkopfes führt in kürzester Zeit zum Tod, einem unangenehmen Tod, in dem man gelähmt wird und dann sozusagen im Wachschlaf leidet, bis man nicht mehr kann. Toll, warum will das jemand freiwillig ausprobieren, ja warum?

In Tokyo gibt es eine ganze Reihe von Fugu-Restaurants und auch auf dem Fischmarkt gibt es einige Spezialisten, die Fugu-Sashimi zubereiten. Mit einem speziellen Messer sezieren sie den Fisch und schneiden hauchdünne Scheiben ab. Sie wissen, was sie machen und haben einen guten “Track Record”. Die meisten Unfälle mit Fugu passieren denn auch nicht, wenn ein Spezialist am Werk ist, sondern wenn ein Angler sich den Fugu selbst zubereiten will.

Im Prinzip wollte ich keinen Fugu essen. Doch als mich ein Freund darauf ansprach, ob ich denn schon Fugu gegessen hätte, packte mich doch die Neugierde. Für weniger als 20 Franken ist eine kleine Portion superfrisches Fugu-Sashimi zu haben. Wie schlimm kann den das schon sein? Da will ich mich mal nicht lumpen lassen und kaufe gleich mal eine Portion. In gebrochenem Englisch erklärt mir der Verkäufer, Fugu sei auf dem Teller nicht gefährlich, sondern nur lebend im Aquarium. Ich solle Tiger-Fugu kaufen, denn der sei der Beste. Jaja, der sei auch giftig, schmeckt dafür aber besonders gut.

Dem Rat folge ich denn auch. Tiger-Fugu soll es sein. Mit der Beute im Rucksack mache ich mich auf den Weg nach Hause. Im japanischen Zimmer wird die Köstlichkeit ausgepackt. Etwas Bedenken habe ich schon. Jahr für Jahr beissen einige Japaner ins Gras, die vom Fugu Wunderdinge erwarten. Erst soll es auf der Zunge etwas kribbeln, dann wird sie betäubt und nach und nach setzen die Funktionen im ganzen Körper aus.

Mhhh….jetzt könnte ich noch zurück. Niemand treibt mich, Fugu zu essen. Es steht keine Wette aus und der Stolz würde nicht verletzt, wenn ich es nicht tue. Doch neugierig bin ich schon, wie so ein Fugu schmeckt. OK, ich tue es. Es ist so weit. Damit ihr ganz nahe dabei sein könnt, habe ich den Moment auf Video aufgenommen. Will he eat it or not, will he die or will he survive? Schaut Euch das Video an, dann wisst ihr mehr:

12 in 12 – Perfekt, perfekter, Japan

Es ist bereits dunkel in Tokio. Wir biegen im Stadtteil Shibuya in eine schummrige Gasse ein und laufen den Bahngleisen entlang.  Ein leerer Zug rattert vorbei. Kaum ein Licht brennt in den Fenstern der kleinen, dicht aneinandergereihten, Häuser. Weit und breit keine Menschenseele.  Die Athmosphäre ist gespenstig. Endlich. Da ist sie, die kleine Tür mit dem Graffiti, genau so wie sie mir Tomoko beschrieben hatte. Hinter dieser Tür soll sich der legendäre Underground-Rock-Club Circus befinden und hier soll gleich die japanische Band Cinnamons auftreten.Die Tür ist zu. Keine Klingel. Ich klopfe. Die Tür geht auf. Eine junge Frau steht dahinter und begrüsst uns. Sie ist munter und fidel. 4000 Yen Eintritt und wir sind drin. Sie gibt uns noch einen Getränkegutschein, den wir an der Bar einlösen können.

Was von aussen dunkel und ich gebe es zu, durchaus etwas gefährlich aussah, entpuppt sich von innen als ultracooler Rockclub, in dem alles äusserst gesittet zu und her geht. Wir sind hier ja schliesslich in Japan. Das Konzert hat schon angefangen. Trotzdem halte ich noch kurz an der Bar und bestelle wie meist einen Gin und Tonic. Spätestens seit Oasis die legendären Songzeilen:

I need to be myself
I can’t be no one else
I’m feeling supersonic
Give me gin and tonic

1994 mit ihrem allerersten Song Supersonic unsterblich gemacht haben, ist G&T mein Getränk.

Keine Plastikbecher, keine Sodapistole mit Chlorgeschmack, kein billiger Gin und kein Cocktail, der nur aus Eis besteht. Nachdem ich dem Barkeeper klar gemacht habe, dass ich kein Ginger Ale, sondern einen Gin and Tonic will, ist er in seinem Element.  Er nimmt ein gut gekühltes, wohl geformtes Glas aus dem Kühlschrank. Es könnte durchaus handgeblasen sein. Die Eiswürfel sind gross, denn sie sollen kühlen und das Getränk nicht verwässern.  Der Gin ist von Sipsmith und kommt, wie es sich bei einem G&T gehört, aus dem Tiefkühler. Das Tonic schüttet er aus der kleinen, traditionellen 19cl-Flasche dazu. Das Verältnis stimmt. Drei Teile Tonic, ein Teil Gin. Dann natürlich noch ein Schnitz frisch geschnittene Limette; ja, unbedingt Limette und keine Zitrone, denn die ist etwas zu süss. Mit einem weiteren Limettenschnitz reibt der Barkeeper, der übrigens blond gefärbte Haare hat, ein schwarzes Metallica-T-Shirt trägt und wohl knapp über 20 ist, den Glasrand ein. So verspürt man beim Trinken zu allererst einen leicht limettigen Geschmack.  Dann noch kurz umgerührt und fertig ist der Gin and Tonic.

Ich habe mittlerweile zwar einen Song der Cinnamons verpasst. Doch das war es wert. Der perfekte Gin and Tonic in einem Rockklub an den Bahngleisen von  Shibuya. Wer hätte das gedacht

Unten im Konzertsaal spielen die  Cinnamons. Ich stehe da und höre zu. Ich weiss gar nicht, woran ich mich mehr efreuen soll, an der japanischen Indie-Musik, die so was von gute Laune macht oder an meinem perfekten Gin and Tonic. Perfekt, perfekter Japan.